Gesundheitlich waren die letzten beiden Jahre nicht die besten für uns – für mich nicht, für Buddy nicht und Ambers mögliche Ellenbogendysplasie hängt wie ein Damokles-Schwert im Raum. Nachdem wir gefühlt alle Ärzte und Therapeuten im nahen und fernen Umfeld konsultiert hatten, haben wir irgendwann einfach aufgegeben. Hatten keine Lust mehr, Material für einen ganzen Reiseführer der Tier- und Humanmedizin zu sammeln, waren erschöpft. Ließen es einfach sein. Verschwunden sind die Themen natürlich nicht. Chronisch eingenistet im Körper, die Wucht so unterschiedlich stark wie Wellen am Meer, je weniger Energie für mich übrig war, desto schlechter schien es Buddy zu gehen, umso mehr schien er zu fordern. Amber dagegen ist völlig harmlos, ihre Symptome – wenn überhaupt vorhanden – unscheinbar, zart und leise wie sie selbst.

Bereits in der Ausbildung zur Hundephysiotherapie wurde mir gesagt, Buddy und ich seien energetisch verbunden. Ich habe es abgetan, zu esoterisch klang mir das, obwohl ich mich selbst doch schon gewundert hatte, warum bei uns eigentlich alles parallel lief. Humpeln und Schmerzen im rechten Bein, in Hüfte und rund um die Lendenwirbel, Probleme mit dem Magen und der Autounfall, den wir beide unabhängig voneinander erlebt hatten? Irgendwie hielt ich uns nur gemacht füreianander, verbunden durch ein ähnliches Schicksal.

Irgendwann fiel mir auf, dass Buddys Rücken genau dann schlechter zu werden schien, wenn ich vor eigenem Stress nicht mehr ein noch aus wusste. “Er kann es nicht mehr tragen” – lag es etwa an mir? War mein Stress nicht mehr aushaltbar, nicht mehr tragbar für meine Rabauken? Amber reagierte ebenfalls darauf, sie wurde und wird laut, ungeduldig, Begegnungen an der Leine werden schwierig. Aber unterscheidet sich das denn tatsächlich so sehr von meiner eigenen Reaktion? Gibt es hier nicht auch eine Verbindung? Spiegelt sie mich nicht nur auf andere Art und Weise? Nämlich im Verhalten?

Der Zugang zum Verhalten der Rabauken durch Übertragung meiner Energie fiel mir leichter, konnte ich doch mehrfach bereits erleben, wie meine Entspannung sich direkt auf die Rabauken übertrug. Mit dieser Erkenntnis, Einstellung und entsprechender Vorbereitung haben wir im letzen Jahr unglaubliche Fortschritte gemacht. Dennoch musste ich mir eingestehen, dass noch viel Potential besteht. Nach einer Empfehlung im DOGS Magazin kaufte ich mir schließlich ein Buch: “Der Hund als Spiegel der Seele” von Silvia Hüllenkremer. Begann es zu lesen. Fand es wieder zu esoterisch und legte es weg. Konnte es nicht vergessen, nahm es wieder zur Hand. Las mich fest darin, markierte Zitate, fühlte, wie es mich emotional mitnahm auf wilde Fahrt. Ganz habe ich es noch immer nicht gelesen. Braucht es doch Zeit, Aufnahmefähigkeit, freien Raum im Kopf zum Denken und Philosophieren. Kein einfacher Konsum, etwas, das im Gedächtnis bleibt, das nagt, Strukturen lösen und umbauen will wenn man es läßt.

Schnell wurde klar – ich muss etwas für mich tun. Weil das der ganzen Gruppe gut tun wird. Gar nicht so einfach, ist man gewohnt, das Wohl der anderen in den Vordergrund zu stellen. Auch nicht einfach, wenn der eigene Rabauke Pflege braucht. Massage für ihn oder Sport für mich? Über diese Frage habe ich lange Zeit nicht einmal nachgedacht. Bis zu dem Gedanken mit der Last – entspannt ihn die Massage denn, wenn ich mich anschliessend noch gestresster meinen Aufgaben widme? Keine Zeit und keinen Blick mehr habe für Albernheiten, Verstecken, Spielaufforderungen?

“Gesundheit ist für mich ein wesentlich umfassenderer Zustand. Zu ihm gehören neben körperlicher Beschwerdefreiheit ebenfalls emotionale Ausgeglichenheit und geistige Freiheit; sie bilden ein Ganzes.”

Irmgard Baumgartner in “Das Tier als Spiegel der menschlichen Seele” von Rüdiger Dahlke und Irmgard Baumgartner

In diese Gedanken reihte sich ein Podcast von Laura Seiler mit Rüdiger Dahlke. Kam mir dessen Name zwar irgendwie bekannt vor, konnte ich ihn dennoch nicht zuordnen. Rüdiger Dahlke ist Humanmediziner, Psychotherapeut, Naturheilkundler und Autor unzähliger Bücher, wie zum Beispiel “Krankheit als Weg”, “Das Schattenprinzip”, “Krankheit als Symbol”. Obwohl mir die Podcasts von Laura Seiler bisher gut gefallen hatten, kratzen auch sie immer am Rand meiner persönlichen “zu esoterisch”-Toleranzgrenze. Beim Podcast mit Rüdiger Dahlke schien mir diese im Vornherein überschritten. Dennoch konnte ich nicht aufhören, ihm zuzuhören. Clevere Wortspiele, seine Einstellung zur Schulmedizin, weitgereist, eine Kombi, die mich verstummen und den Podcast immer lauter stellen ließ. Insgeheim erhoffte ich mir natürlich auch einen hilfreichen Hinweis zur eigenen Problematik – soviel Offenheit muss sein.

Sofort wanderten seine Bücher auf die Wunschliste. Waren damit aber gleichzeitig wieder aus denn Augen, aus dem Sinn. Bis ich dann in einer Verkaufsgruppe das oben bereits zitierte Buch von ihm und Irmgard Baumgartner entdeckte – “Das Tier als Spiegel der menschlichen Seele”. Kernaussage: Wenn wir den Tieren achtsam begegnen, liegt darin eine große Chance für die eigene Entwicklung. Klingt doch gut. Und legitimiert den Kauf dank der Fürsorgepflicht für die eigenen Rabauken.

Spürt man im Buch auch sehr deutlich seinen Hintergrund, seine Kultur, seine eigene Welt und seine Werte – zum Teil schon weit entfernt von meinen eigenen – hat es mich doch fasziniert zu lesen, auf welcher Ebene Mensch und Tier sich gegenseitig beeinflussen können. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob Tiere sich wirklich für uns aufopfern oder stattdessen unserem Einfluss hilflos ausgeliefert sind, sind die Geschichten und Beispiele spannend, in denen die Krankheiten ihrer geliebten Haustiere Besitzern ihre eigene Themen vor Augen führen.

Der für mich gezogene Umkehrschluss, den Rabauken mit meinen bisher als Egoismus missverstandenen Auszeiten, Achtsamkeiten und Momenten für mich sogar auch etwas Gutes zu tun, ließ mich bereits ganz erleichtert fühlen. Hatte ich bisher gedacht, es handele sich um ein Entweder / Oder, so eröffneten sich doch wieder völlig neue Möglichkeiten. Wie logisch der Gedanke doch ist – schlafe und ernähre ich mich gut, habe ich mehr Energie. Habe ich mehr Energie, habe ich mehr Kraft und Spaß am Draußen und der Zeit mit den Rabauken. Das wiederum bringt gute Laune und Leichtigkeit, die sich hoffentlich auch auf meine Beiden überträgt. Leichtigkeit hat keinen Platz für Last und Rückenschmerzen – sollte es wirklich so einfach sein? So entstand der Plan für 2018. Bewusster zu werden. Inspiriert zu sein. Uns alle gesund zu erhalten. Rundherum. Körper, Geist und folglich auch die Stimmung. Im Team. Es einfach zu probieren. Für mich. Für uns. Für die Leichtigkeit.

Deshalb werden wir unseren Januar besonders der Gesundheit widmen. Der gesamtheitlichen Gesundheit. Erzählen von Buddys Femurkopfresektion und unseren Erfahrungen, von unserer Ernährung, Lernen, Bewegung und Sport. Von unserer Entwicklung und unseren Fortschritten. Von unseren Gedanken, aber vor allem vom Spaß. Und hoffen, dass ihr dabei seid und genau den dabei habt.

Lasst es euch gut gehen – heute noch etwas mehr als sonst.

Sie

PS: Wer das Interview von Laura Seiler hören will, findet den Podcast hier.

2 Replies to “Holistic oder warum alles irgendwie zusammen gehört”

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