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Synchronschwimmer oder laue Abende am See
Leise atmend liegt der Räuber neben mir. Sein Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig, während draußen die Regentropfen prasseln. In Gedanken spreche ich ein Danke aus für sein Atmen. Ich bin froh, dass es leise ist, klingt das doch die letzten Wochen und Monate meistens anders. Röchelnd, angestrengt, so, als bremst ihn etwas aus. Dazu hustet er, würgt er. Das Geräusch fährt mir durch Mark und Bein. Es macht mich wütend. Lange schon habe ich mich gefragt, wieso ausgerechnet Wut, wenn ich doch eigentlich unterstützen möchte. Ich selbst habe Asthma, und das letzte, was ich bei einem Anfall möchte, ist, dass jemand mit mir sauer wird. Plötzliche Erkenntnis Gestern dann,…
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Kindheitssommersehnsucht oder The time is now
Vor drei Jahren auf dem Roadtrip durch Ungarn, da war es plötzlich da: Dieses Kindheitssommergefühl, nackte Füße auf warmen Beton, das Eis in der Hand, das über die Finger tropft. Sommerkleid, braune Haut, ein Hauch von Sonnenmilch, Gedanken im Hier und Jetzt, Leichtigkeit. So flüchtig wie dieser Moment war auch das Gefühl. Es blieb nur eine dumpfe Sehnsucht, verborgen unter einem riesigen Berg selbst auferlegter Pflichten. In den Jahren dazwischen existierte Sommer nur in meiner Erinnerung. Führte ich die Hunde spazieren und hörte andere Menschen auf den Balkonen gemeinsam grillen, überfiel mich erzwungene Einsamkeit. Einfach machen hatte sich gewandelt ihn rastlos tun. Langsam, mit jedem Wochenende, an dem die anderen…
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Kurz vor dem Looping oder Immer nur ich
Es brüllte hinter mir her. War ich doch extra schneller gegangen, um dem Ganzen im morgendlichen Streß vorm Büro auszuweichen, machte es Buddys Verdauungsapparat unmöglich, nicht stehen zu bleiben, weiter zu laufen, aus dem Weg zu gehen. Von weitem ertönten Trainingstipps, gepaart mit deftigen Anschuldigungen und schließlich gekrönt von einem wütenden Wortgefecht. Ich war verwirrt – „es geht immer nur um dich“ lautete einer der unzähligen Vorwürfe zu meiner Hundeerziehung, der Vermeidung von Begegnungen und nicht zuletzt meinem Umgangston. Ich gestehe, letzteren habe ich in der Vergangenheit des Öfteren vergessen, wenn wieder mal ein freilaufendes Tier zwischen uns, den mitgebrachten Streß und unsere Leinen geriet. Allerdings mochte ich mich so…
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Minimalismus und dann oder Visionboard
Ausgemistet haben wir nun. Aussortiert, was nicht glücklich macht. Eine ganze Menge hat sich verändert dadurch. Zum Teil vielleicht auch etwas mehr, als es mir selbst lieb war. Einmal begonnen, zog das ein oder andere automatisch nach. Manchmal ging mir das zu schnell, manchmal wollte ich aufstampfen und laut schreien „Stopp, das hab ich so nicht gewollt.“ Häufig hat es mich völlig verwirrt, zum Teil wusste ich nicht mehr, was nun meine Ziele waren, ob ich es auch einfach bei etwas belassen konnte oder ob ich nun alles verändern musste. Wohnsituation und Wohnort wurden genauso in Frage gestellt wie bisherige Entscheidungen und die berufliche Laufbahn. Gleichzeitig habe ich viel dazu…
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Zweitausendachtzehn oder Hast du denn nichts dazu gelernt
Gestern habe ich einen emotionalen Jahresrückblick begonnen. Eine Zusammenfassung der Hochs und Tiefs, der Zicks und Zacks, die die Rabauken und ich dieses Jahr durchlaufen haben. Trotz ein bisschen Glitter dessen, was als Erfüllung mal eben zweier Träume eingestreut war, klang es furchtbar negativ. Erschöpft. Resigniert. Ich erinnerte mich an die Gespräche über die Feiertage: „Du bist in diesem Jahr über dich hinaus gewachsen.“ stand da in der Weihnachtskarte. „Ich kann die Unzufriedenheit nicht verstehen“ sagte eine Freundin. „Du hast so viel erreicht, und trotzdem hören wir immer nur das, was du nicht kannst.“ Hm. Ich schaute mir andere Jahresrückblicke an. Ich war nicht allein mit meiner Negativität. Noch heute…
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Open up oder achtsamer Adventskalender für Hunde
Gefühlt immer früher tauchen sie überall auf: Adventskalender für Hunde. In tollem Design, gefüllt mit Leckerli, der ein oder andere so schön aufgemacht, dass ich selbst kurz überlegt habe, ob er den Rabauken nicht gefallen würde. Dann jedoch habe ich mich besonnen. Zurück zum Minimalismus, zur Nachhaltigkeit, zum eigentlich Sinn des Ganzen. In den letzten Jahren hatten wir bereits Kalender mit Leckerli, eigentlich jedoch war weder mir, noch den Rabauken klar, weshalb sie jeden Morgen ein Stück Leckerei erhalten sollten. Was hatten sie davon? Sonst nutze ich Leckerli auch nur fürs Training oder die Physiotherapie, eine reine Belohnung „einfach so“ gibt es bei uns nicht. Daher habe ich mir für…
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Wenn aus Rennwagen Schnecken werden oder die Entdeckung der Langsamkeit
Anfang des Jahres wurde es Zeit für gravierende Veränderungen. Das gesamte Mensch-Hund-Team schwächelte, Rückenschmerzen und chronische Krankheiten hatten sich bei uns allen breit gemacht. Dazu ein verdoppelter Arbeitsweg und halbierte gemeinsame Zeit – so konnte und sollte es nicht weiter gehen. Ein mutiger Schritt war notwendig, das Haushaltsbuch wurde gezückt und Teilzeit eingereicht. Die Arbeitszeit reduziert. Gleichzeitig der Fokus geschoben auf Gesundheitsmanagement. Im ganzen Team. „Weniger“ wurde der Fokus. Weniger Stress, weniger Termine, weniger Besitz, weniger Wuseln, weniger Orientierungslosigkeit, Vergessen und Durcheinander. Heute, ein knappes halbes Jahr später, wird es Zeit für ein Resümee. Was hat uns geholfen? Wo gibt es noch Baustellen? Wie haben sich die Veränderungen auf unser…