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Kindheitssommersehnsucht oder The time is now
Vor drei Jahren auf dem Roadtrip durch Ungarn, da war es plötzlich da: Dieses Kindheitssommergefühl, nackte Füße auf warmen Beton, das Eis in der Hand, das über die Finger tropft. Sommerkleid, braune Haut, ein Hauch von Sonnenmilch, Gedanken im Hier und Jetzt, Leichtigkeit. So flüchtig wie dieser Moment war auch das Gefühl. Es blieb nur eine dumpfe Sehnsucht, verborgen unter einem riesigen Berg selbst auferlegter Pflichten. In den Jahren dazwischen existierte Sommer nur in meiner Erinnerung. Führte ich die Hunde spazieren und hörte andere Menschen auf den Balkonen gemeinsam grillen, überfiel mich erzwungene Einsamkeit. Einfach machen hatte sich gewandelt ihn rastlos tun. Langsam, mit jedem Wochenende, an dem die anderen…
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Oxytocin oder Fachwerk im orangenen Licht
Freitag nach einer wilden Woche. Das Rad drehte sich unermüdlich; während andere elegant an mir vorbei joggten, klammerte ich mich ängstlich an den Rand. Überschlag Die Freude des Tages der offenen Tür noch in den Knochen, setzte ich mich mit der Realität meiner Zahlen auseinander. Ohne Seil, Netz und doppelten Boden. Dafür mit einer Menge Cheerleader am Rand. Überschlag Buddy würgt in meine Überlegungen hinein. Seit seiner letzten Behandlung ist zu viel Zeit vergangen, ich setze den Laser an, hole ihn zu mir, packe ihn unters Rotlicht, wir üben draußen. Er ist fröhlich. Das Schmerzmittel geht zur Neige, der Husten wird mehr. Mein Rücken schmerzt. Überschlag Ich ziehe die Gewinner…
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Funktionstier oder geplante Ausgelassenheit
Ben ist anstrengend. Sein Gezerre an der Leine nervt. Es beeinflußt meinen Körper. Verursacht mir Schmerzen. Bringt mein Gemüt zum Kochen und mich an meine Grenzen. Dachte ich in der Vergangenheit, Buddy oder Faro hätten an der Leine gezogen, werde ich nun eines besseren belehrt. Ben bringt das auf ein ganz neues Level. Er galoppiert mit Vollgas in die Leine hinein. Jeder Außenreiz lenkt ihn ab. Von Hundebegegnungen gar nicht erst zu reden. Er schreit sich in Hysterie, sobald ein Hund an uns vorbei zieht. Das schlimme: Als er ankam, war er tiefenentspannt. Es liegt also an mir. Spieglein, Spieglein Also gehe ich in mich. Beginne nachzudenken. Irgendwie ist da…
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Arthus von der Vogelwiese oder Ben schreibt
Mein Name ist Ben. Ben A. Fleck. Sagt sie. Vorher hieß ich Bunny. Nichts davon klingt nach dem, was ich eigentlich bin. Ein Jäger. Ausgebildet. Und gut. Und zwar so richtig. Eigentlich müsste ich einen Adelsnamen tragen. Arthus von der Vogelwiese oder so etwas in der Art. Doch Namen sind Schall und Rauch. Bei ihr zumindest. Wöchentlich erfindet sie einen neuen für mich. Weil ich komisch laufe, das Haupt nicht erhoben trage, was weiß ich, welche Gründe ihr sonst noch einfallen. Das mal, damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt. Seit Mitte des letzten Jahres bereichere ich nun ihren Haushalt. Zwei weitere tröge Tassen leben noch bei…
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[Werbung] Trinksnack für unterwegs oder Rinti Drinki
Ein Landschaftspark im Sommer. Vor uns liegt die Treppe des historischen Schlosses mit Blick auf den See. Trotz der vielen Bäume ist es warm. Ben ist aufgeregt, sein Blick huscht von links nach rechts. Die ältere Dame mit ihren beiden Hunden läuft nah an uns vorbei. Die Rabauken bellen. Die Aufregung wird größer. Es wird Zeit für eine Pause. Ich binde die Leinen der drei an die im Sandstein befestigten Gitter vor den Fenstern. Hole den Faltnapf aus dem Rucksack, fülle Wasser ein. Die Rabauken sind noch immer zu aufgeregt, um zu trinken. Der Trinksnack als Geheimwaffe für heiße Tage Ich grinse innerlich, weiß, ich habe heute meine Geheimwaffe und…
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Ausgebrannt oder Ein Stückchen laufen
Die drei Rabauken im Gepäck, fahre ich in den nahe gelegenen Wald. Es ist kurz nach zehn und nieselt leicht, perfektes Wetter für einen Lauf. Laut brüllt das schlechte Gewissen im Hinterkopf: „Du benimmst dich, als hättest du Urlaub.“ Ein weiteres Beispiel dafür, wie schlecht ich abschalten kann. Wie sehr ich getrieben bin vom „was ich mache, wenn ich nicht mehr kann? – Weiter!“, obwohl ich dachte, diesen Ansporn hätte ich längst hinter mir gelassen. Der Arzttermin letzte Woche bewies anderes. Bogen um Bogen Persönlichkeitstest wurden mir ausgehändigt. Nach Beantwortung aller Fragen wurde deutlich sichtbar – wo ich hin komme, möchte ich etwas bewegen. Das, worauf ich so stolz bin,…
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Personal oder Das Versprechen
To the world, I probably look like someone who is perfectly happy with herself. Ich sitze im Caddy, auf der Ladefläche, die Hunde kuscheln neben mir. Schiebetür und Hecktüren sind weit offen, die Sonne scheint. In meiner Hand halte ich das Stück Kuchen, das mir die nette Verkäuferin zu meinem belegten Käsebrot in die Hand gedrückt hat. Den zugehörigen Cappuccino hat sie liebevoll mit Schokolade verziert. Ich schaue den beiden Herren im Business-Outfit hinterher, die aussehen, als würden sie auch lieber hier sitzen jetzt. Denke an die rosa Zettel, die zuhause auf dem Tisch liegen. „Diagnose: Depression und Erschöpfungssyndrom“ steht da drauf. „Überweisung Psychiatrie“. Wie konnte das passieren? So viele…