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Synchronschwimmer oder laue Abende am See
Leise atmend liegt der Räuber neben mir. Sein Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig, während draußen die Regentropfen prasseln. In Gedanken spreche ich ein Danke aus für sein Atmen. Ich bin froh, dass es leise ist, klingt das doch die letzten Wochen und Monate meistens anders. Röchelnd, angestrengt, so, als bremst ihn etwas aus. Dazu hustet er, würgt er. Das Geräusch fährt mir durch Mark und Bein. Es macht mich wütend. Lange schon habe ich mich gefragt, wieso ausgerechnet Wut, wenn ich doch eigentlich unterstützen möchte. Ich selbst habe Asthma, und das letzte, was ich bei einem Anfall möchte, ist, dass jemand mit mir sauer wird. Plötzliche Erkenntnis Gestern dann,…
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Oxytocin oder Fachwerk im orangenen Licht
Freitag nach einer wilden Woche. Das Rad drehte sich unermüdlich; während andere elegant an mir vorbei joggten, klammerte ich mich ängstlich an den Rand. Überschlag Die Freude des Tages der offenen Tür noch in den Knochen, setzte ich mich mit der Realität meiner Zahlen auseinander. Ohne Seil, Netz und doppelten Boden. Dafür mit einer Menge Cheerleader am Rand. Überschlag Buddy würgt in meine Überlegungen hinein. Seit seiner letzten Behandlung ist zu viel Zeit vergangen, ich setze den Laser an, hole ihn zu mir, packe ihn unters Rotlicht, wir üben draußen. Er ist fröhlich. Das Schmerzmittel geht zur Neige, der Husten wird mehr. Mein Rücken schmerzt. Überschlag Ich ziehe die Gewinner…
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Funktionstier oder geplante Ausgelassenheit
Ben ist anstrengend. Sein Gezerre an der Leine nervt. Es beeinflußt meinen Körper. Verursacht mir Schmerzen. Bringt mein Gemüt zum Kochen und mich an meine Grenzen. Dachte ich in der Vergangenheit, Buddy oder Faro hätten an der Leine gezogen, werde ich nun eines besseren belehrt. Ben bringt das auf ein ganz neues Level. Er galoppiert mit Vollgas in die Leine hinein. Jeder Außenreiz lenkt ihn ab. Von Hundebegegnungen gar nicht erst zu reden. Er schreit sich in Hysterie, sobald ein Hund an uns vorbei zieht. Das schlimme: Als er ankam, war er tiefenentspannt. Es liegt also an mir. Spieglein, Spieglein Also gehe ich in mich. Beginne nachzudenken. Irgendwie ist da…
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Arthus von der Vogelwiese oder Ben schreibt
Mein Name ist Ben. Ben A. Fleck. Sagt sie. Vorher hieß ich Bunny. Nichts davon klingt nach dem, was ich eigentlich bin. Ein Jäger. Ausgebildet. Und gut. Und zwar so richtig. Eigentlich müsste ich einen Adelsnamen tragen. Arthus von der Vogelwiese oder so etwas in der Art. Doch Namen sind Schall und Rauch. Bei ihr zumindest. Wöchentlich erfindet sie einen neuen für mich. Weil ich komisch laufe, das Haupt nicht erhoben trage, was weiß ich, welche Gründe ihr sonst noch einfallen. Das mal, damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt. Seit Mitte des letzten Jahres bereichere ich nun ihren Haushalt. Zwei weitere tröge Tassen leben noch bei…
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Everything’s going to be alright oder Nachtgeflüster
Ob der Hund im Bett schläft, hast du mich gefragt. Ich weiß, du hättest auf ein Nein gehofft. „Ja.“ antworte ich. „Buddy ist ein besonderer Fall. Lange Geschichte.“ Du fragst nicht weiter nach. Es ist 01:38 Uhr. Buddy liegt neben mir auf der Decke. Sein rechtes Hinterbein, das mit der Femurkopfresektion, krampft unkontrolliert, schlägt aus, schlägt nach mir. Es tut weh. Ich bin müde. Der Kopf zu vernebelt, um klar zu denken. Ich fange an, ihn zu massieren. Ihm stockt der Atem. Schmerz. Sein ganzer Rücken fühlt sich an wie ein einziger Stein, während das Bein noch immer krampft und zuckt. Panik steigt in mir hoch. Ich muss mich beruhigen.…
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Basierend auf Annahmen oder abgenabelt
Ein müder Morgen. Statt Kaffee und entspanntem Tag in den Tag wollte Buddy raus. Gestern humpelte er so stark, dass mir ganz übel wurde. Seit ich ihn habe, lief er noch nie so schlecht, selbst vor der zweiten OP war es nicht so schlimm. Er sprang auf drei Beinen durch die Wohnung, den Rücken aufgezogen. Es war klar, wir würden heute nur eine kurze Runde gehen können. Also gut. Widerwillig zog ich mich an, Amber das Halsband und Buddy das Geschirr um. Schleppleine dran und los in Richtung Damm. Das Humpeln war schon besser, die Gedanken zu gestern jedoch noch omnipräsent. Trotz der frühen Uhrzeit war auf dem kleinen Spazierweg…
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Her Majesty oder Zusammenhalt
Es ist still. Gruselstill. Im Dunkeln glitzert die Wasseroberfläche. Selbst das Haus der Nachbarn, die immer wach sind, trägt schwarz. Hinter dem Gebüsch lauert der erste auf mich: “ Heute wären wir in Polen angekommen.“ Der lang ersehnte Roadtrip. Drei Monate Auszeit konnte ich mit meinem Arbeitgeber vereinbaren, drei Monate Zeit für Rabauken und mich, sechs Wochen davon, um mit ihnen endlich mein geliebtes Baltikum zu entdecken. Auf dem Weg dahin die polnische Sahara. Pfoten im Sand, wenn schon Marokko praktischen Überlegungen weichen musste. Mein Herz sticht. Mein Kopf korrigiert sofort: „Das ist nicht die Zeit, alle müssen Abstriche machen.“ Das Herz gibt klein bei. Möchte traurig sein, sich enttäuscht…