Gerade, als ich durch die schönsten Canicross-Trails weltweit scrolle und mein Herz hüpft und direkt danach einen Bremser erfährt, wird mir etwas klar, was ich unterschwellig schon die ganze Zeit fühle:
Wenn die Großen nicht dabei sein können, fühlt es sich an, als müsste ich ein schlechtes Gewissen haben. Weil die Großen Senioren und körperlich nicht mehr fit genug sind, sind meine Ausflüge mit Ben immer ein wenig getrübt.
So, als sei es nicht in Ordnung, etwas zu unternehmen, Spaß zu haben, wenn nur er und ich zusammen sind. Zuhause, in gewohntem Umfeld, da ist das ok, weil ich jederzeit nach Hause kann, aber unterwegs? Auf Reisen? Da fühlt es sich falsch an.
So, als gehören die neuen Orte Buddy, Amber und mir, so, als ob etwas fürchterlich fehlt, wenn sie nicht hinten im Auto sitzen auf der Fahrt zum Ausflugziel oder vor mir herlaufen im Geschirr.
Ins Herz gestochen
Ich weiß, wie gerne Buddy auf allen Ausflügen dabei ist, ich weiß, wie er glücklich aber langsam wie eine Schnecke hinter uns her marschiert und weiterhin alles erleben möchte, was ich sehe.
Mein Herz sticht fürchterlich allein bei der Vorstellung.
Ms. Oriental orientierungslos
Ich sehe Ambers Ohren vor mir fröhlich wackeln, wenn es auf ein neues Abenteuer geht. Bei ihr ist es nicht das Tempo, sondern ihre Orientierungslosigkeit, die die Unternehmungen schwierig machen. Auf einmal verliert sie ihre wüstenprinzessinhafte Contenance, das Gehör ist ihr sowieso längst abhanden gekommen.
Plötzlich reagiert sie draußen auf jeden Reiz und während sie dabei fröhlich umher hüpft und allem hinterher springt, was ihr gerade in den Sinn kommt, landet sie immer wieder auch vor meinen Füßen, die dank Ben und seinem Zuggeschirr meist recht flott unterwegs sind.
Eine ganze Weile habe ich das Abenteuer-Mobil mitgenommen, aber zum einen wünscht es sich eine Inspektion, und während es mit zwei Hunden noch wunderbar handelbar war, ist es mit dreien vor allem eines: anstrengend.
Zwiegespalten
Ich bin gerne bereit, vieles auf mich zu nehmen und gehöre sicherlich nicht zu den Menschen, die den einfachen Weg wählen, aber irgendwann ist es auch einmal genug. Herausforderung hin oder her, immer nur rückwärts bergauf macht auch nicht glücklich.
Dennoch – ohne die beiden will ich es mir auch nicht vorstellen. So lange sie noch da sind, will ich das, was ich erlebe auch mit ihnen teilen. Das Tempo haben wir schon deutlich reduziert und siehe da – ich genieße das sogar.
…und eine Erkenntnis
Trotzdem – ich wäre nicht ich, wenn ich zwischendurch nicht auch mal Action bräuchte, Power, Austoben. Vielleicht gehört das blöde Gefühl dazu.
Vielleicht ist das schlechte Gewissen in Wahrheit auch einfach Trauer, dass sich zwangsläufig etwas dem Ende zuneigt, was ich gar nicht endend haben will.
Vielleicht rufe ich nun doch beim Fahrradhändler an und vereinbare erst einmal einen Inspektionstermin für den Wagen.
Und vielleicht kommt mir auch genau jetzt wieder eine Situation in den Sinn, die wir bei einer der vielen Tierärztinnen erlebt haben: Während ich mir Gedanken machte über Buddys geschundenen Körper und wie ich ihm am besten helfen könnte und mir schon wieder die Tränen der Verzweiflung übers Gesicht liefen, schnappte er sich eines der Belohnungskuscheltiere und versuchte, die Ärztin und mich zum Spielen zu animieren.
“Schauen Sie ihn sich an. Er ist glücklich. Er strahlt vor Lebensfreude. Schneiden Sie sich davon eine Scheibe ab.”
Ziemlich weise Worte.
Vielleicht, ja, eher wahrscheinlich, ist die Leichtigkeit oder eben die Schwere letztendlich in meinem eigenen Kopf. Wird Zeit, da was zu tun.
Leichtigkeit, Baby!
Lasst es euch gut gehen.
Kerstin mit Buddy, Amber und Ben