Vor kurzem fand ich eine EMail in meinem Postfach, nach der ich mich erst einmal selbst kurz kneifen musste: Ruffwear Deutschland hatte mich gefragt, ob wir Lust hätten, ein Produkt zu testen. Ruffwear! Wer wie wir viel mit seinen Rabauken draussen ist, kommt um diesen Hersteller nicht herum: Faltbare Näpfe, Geschirre, Canicross-Equipment, Hundewanderrucksäcke – die Produktpalette ist riesig und sehr viele Teile landeten bei mir schon auf der “ich himmel es mal so lange an, bis es endlich bei uns einziehen darf”-Liste. Auch aus der Hundephysiotherapie kannte ich die Schwimmweste und eines der Geschirre bereits als qualitativ sehr hochwertige Ausrüstung, die in Praxen und bei kranken und alten Hunden tagtäglich zum Einsatz kommt. Kurz und knapp – ich habe mich sehr gefreut und sagte ja. Also eigentlich ja, aber.

Das Produkt

Für unser erstes Kennenlernen hatte Ruffwear eine kleine Produktpalette zur Auswahl gestellt. Geschirr, ein Laufgürtel oder eine Kühlweste standen für den Test zur Verfügung. Ich überlegte kurz: Für die Geschirre der Rabauken habe ich bereits investiert und ich bin damit sehr zufrieden. Einen Laufgürtel und entsprechendes Zubehör haben wir uns auf einem Canicross-Event geleistet und nutzen ihn auch fleißig. Die Kühlweste finde ich spannend, allerdings konnte ich mir zum damaligen Zeitpunkt niemals vorstellen, dass es einmal warm genug sein könnte, diese zu testen. Was für ein Fehler – heute sind wir schon mehrfach auf Roadtrips unterwegs gewesen, auf denen die Raubauken gut und gerne etwas Abkühlung vertragen hätten. Vor allem Buddy machen die Temperaturen dieses Jahr zu schaffen. Aber das ist ein anderes Thema.

Was also tun? Ich überlegte eine Weile und schilderte Ruffwear mein Dilemma. Gleichzeitig hatte ich eine Idee, was wir auf Herz und Nieren testen könnten: Hundeschuhe. Aufgrund seiner Femurkopfresektion schleift Buddy auf langen Spaziergängen mit den Pfoten. Ungewohnter Untergrund – wie zum Beispiel Sand – führt durch veränderte Belastung häufig zu kleinen oder größeren Wunden. Außerdem setzt er beim Tragen von Schuhen seine Füße bewußter auf und rutscht auf glattem Untergrund deutlich weniger. Wir einigten uns also darauf, ein Paar Sommerschuhe für die Wanderungen bei uns einziehen zu lassen.

Maß nehmen

Genau wie wir haben Hunde unterschiedlich große Füße. Damit die Schuhe passen, keine Druck- oder schmerzenden Stellen verursachen und nicht verrutschen, müssen die Pfoten zuerst vermessen werden. Dafür stellt ihr euren Rabauken auf ein Blatt Papier, hebt jeweils eine Pfote an und umrandet die gegenüberliegende mit einem Stift, bis ihr die Umrisse aller Pfoten auf dem Blatt habt. Anschließend wird an der breitesten Stelle gemessen. Meistens sind die Vorderpfoten ein wenig breiter als die hinteren. Eine Größentabelle mit der entsprechenden Umrechnung in Hundeschuhgröße ist auf der Website von Ruffwear zu finden. Für Buddy haben wir ein Paar in Größe M und eines in Größe L bestellt.

Gemeinsames Auspacken

Kurze Zeit später landete ein Paket bei uns. Aufgeregt rissen wir die Packung auf und zum Vorschein kam – ein Paar Hundeschuhe in Größe L. Schön waren sie anzusehen. Dennoch – ich war verwirrt. Nur ein Paar? Winterboots? Und dann auch noch in Größe L? Hätten wir nicht zwei Paare gebraucht? Und wenn wir nur eines testen sollten, dann doch in Größe M für die Hinterpfoten?

Ein kurzes Gespräch mit Ruffwear brachte jedoch schnell Klarheit: Beim Versand war ein Fehler passiert. Kurze Zeit später erhielten wir zwei Paar neue, ferrarirote Sommerreifen in den richtigen Größen für den Rabauken.

Erstens kommt es anders

Geplant hatten wir den großen Test für unseren Urlaub in Dänemark. Wind und Wetter, verschiedene Untergründe, Sand – die perfekte Umgebung für einen Härtetest. Kurz vor dem Urlaub verletzte sich die hübsche Prinzessin an der  Daumenkralle. Beim Sprint durchs Unterholz hatte sie sich die einfach abgerissen. Sehr schmerzhaft. Sehr blutig. Sehr offen. Sehr ungeeignet für Sand. Sehr geeignet allerdings die fälschlich erhaltenen Winterboots zum Schutz eben davor. Also wurde der zum Tester, der eigentlich keiner sein sollte und es kam der große Auftritt der Boots, die eigentlich nie getestet werden wollten.

Das Model nennt sich Ruffwear Polar Trex. Wie auch Buddys Paar zeichnen sie sich auf den ersten Blick vor allem durch extrem hochwertige Materialien und eine tolle Verarbeitung aus. Die Sohle besteht aus Vibram und hat ein dickes Profil, um dem Hund gute Bodenhaftung zu geben. Die Sohle der Polar Trex-Schuhe bietet zudem auch Schutz gegen Ausrutschen auf Eis. Ein interessanter Aspekt für kranke und alte Hunde, die ihre Hinterbeine nicht mehr so gut koordinieren können. Buddy zum Beispiel wird auf Eis sehr unsicher und rutscht des Öfteren darauf aus, was natürlich wiederum die Gefahr weiterer Verletzungen birgt. Im nächsten Winter (an den ich hier eigentlich noch gar nicht denken mag), werden wir ausprobieren, ob ihm die Schuhe hier mehr Sicherheit geben.

Ein weiterer Unterschied der Polar Trex zu Buddys Paar ist eine zusätzliche Gamasche, die sich über dem normalen Schuh befindet und sich mit einem Reißverschluss schließen lässt. In Ambers Fall bot dies einen perfekten Schutz für den Pfotenverband.

Die Gewöhnung

Aus meiner Erfahrung sind Hundeschuhe nichts, was der Hund einfach so anzieht. Das Gefühl unter den Pfoten ist neu und ungewohnt, der Rabauke nimmt seinen Untergrund anders wahr und muss zuerst erfahren, dass ihm nichts passiert, es ihm unter Umständen sogar leichter fällt, damit zu laufen. Um beide Rabauken an das Schuhwerk zu gewöhnen, habe ich mich daher mit einer großen Portion Lieblingsleckerli bewaffnet und die Beiden zuerst einmal an den Schuhen schnuppern lassen.

Glücklicherweise sind beide Hunde es durch die Physiotherapie gewohnt, auch an den Pfoten berührt zu werden, daher stellte das Anziehen der Schuhe keine Probleme dar. Passt jedoch ein wenig darauf auf, dass sich die Krallen beim Anziehen nicht verhaken und das unangenehm wird. Gleichzeitig muss die Pfote richtig im Schuh sitzen, bevor der Klettverschluss geschlossen werden kann.

Nach dem Aufstehen habe ich den Sitz der Schuhe noch einmal überprüft und dann folgten die ersten Laufversuche. Wappnet euch – ihr werdet schwanken zwischen extremem Mitleid und Lachanfall. Da der Hund die Schuhe jedoch mit etwas Positivem verbinden soll, habe ich versucht, mich zusammen zu reißen und so zu tun, als sei es etwas völlig normales, was jetzt dazu gehört. Ich gebe zu, bei Amber ist mir das nicht gelungen. Wie sie ihre langen Rehstecken durch die Gegend geworfen hat, war einfach unglaublich. Kennt ihr Bambi auf dem Eis? Die Schuhe trägt sie dennoch mit Anmut, auch wenn sie beim Anziehen jedes Mal schaut, als erwarte ich Unmögliches von ihr.

Eine kleine Anmerkung: Buddy kannte das Laufen in Schuhen bereits, dennoch war es wieder eine Gewöhnungssache für ihn! Achtet vor allem darauf, dass sich auch das Gangbild völlig verändern kann, der Hund also eventuell Muskelkater bekommen könnte.

Einsatz

Um dies zu vermeiden, habe ich Buddy bei unseren Ausflügen langsam an die Schuhe herangeführt. Das erste Mal wirklich draussen damit hat mich dennoch erstaunt: Kaum die Siebenmeilenstiefel umgeschnallt, flitzte er wie ein geölter Blitz und zu schnell für die Kamera an mir vorbei. Kein Problem für die Schuhe, sie saßen fest. Nichts verrutschte, nichts flog. Wichtig ist mir das, da wir uns auf diese Art und Weise schon das ein oder andere Mal von günstigeren Schuhen verabschieden mussten. Eine Flitzrunde durch die Wiese, den günstigen Schuh für immer verloren.

Auch bei Amber saß der Schuh fest. Einzig und allein beim Windhundgalopp durch tiefen Sand konnte er nicht mithalten und wirbelte in lustigem Bogen durch die Luft.

Beide Rabauken sind Wasserratten. Ein wenig Feuchtigkeit ist für die Schuhe kein Problem, beim Morgenpaziergang durch taunasses Gras blieb der Verband trocken. Beim Galopp durchs Meer natürlich nicht, allerdings ist mir  sehr positiv aufgefallen, dass das Wasser den Schuh auch genau so wieder verlässt, wie es herein kam. Der Hund muss also nicht mit eigenem Meer in den Schuhen weiter laufen.

Übrigens hat das Meerwasser keinerlei Schaden an den Schuhen verursacht, es gab keinerlei Probleme am Reißverschluss, und auch der Sand konnte den Schuhen nichts anhaben.

Bei unseren alten Schuhen gab vor allem der Klettverschluss schnell seinen Geist auf. Sobald dieser ein wenig Schmutz abbekam, hielt er nicht mehr richtig. Bei den Ruffwear Boots war das kein Problem, egal ob bei Sand, Matsch oder Waldboden.

Fazit

Wir sind mit beiden Paaren top zufrieden! Der nicht ganz günstige Preis ist unserer Meinung nach voll und ganz gerechtfertigt. Neben dem zuverlässigen Pfotenschutz für Amber gefällt mir am Besten, dass die Schuhe Buddy wirklich mehr Sicherheit zu geben scheinen. Klettern und flitzen über Stock und Stein sind genauso wenig ein Problem wie ein Ausflug in den Eibsee. Auch nach einigen Wanderungen lässt sich keinerlei Abrieb an der Sohle oder ähnliches Feststellen.

In unserem speziellen Fall gibt es außerdem eine deutliche Verbesserung des Gangbildes zu sehen. Gefühlt werden alle Pfoten gleichmäßiger belastet.

Macht euch allerdings gefasst auf ein großes Interesse der Außenwelt. Auf unserer gestrigen Wanderung am Eibsee wurden wir mehrfach angehalten und angesprochen. Die Reaktionen waren jedoch durchweg positiv und vor allem die Wanderer, die selbst wert auf hochwertige Ausrüstung legen, waren schnell überzeugt.

Wir danken Ruffwear Deutschland für die sehr nette und unkomplizierte Zusammenarbeit und die tolle Möglichkeit, die Schuhe testen zu dürfen. Von uns eine klare Empfehlung!

Lasst es euch gut gehen!

Sie

PS: Dieses Produkt wurde uns von Ruffwear Deutschland kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Meinung ist und bleibt unsere eigene.

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