Kennt ihr das, wenn ihr etwas zu einem Thema hört, das euch so begeistert, dass ihr am liebsten alles andere zur Seite schieben und euch nur noch damit beschäftigen wollt? So geht es  mir seit dem letzten Wochenende. Nach langer Vorfreude habe ich mal wieder ein Seminar bei den Hundereferenten besucht. Referent war Robert Mehl, Diplom-Psychologe und Kriminologe. Das Thema: Traumafolgestörungen bei Hunden aus neurobiologischer, humanpsychologischer und therapeutischer Sicht. Uff. Klingt erst einmal nach schwerer Kost.

Warum habe ich teilgenommen?

Wie schon in unserem Artikel Zappelhund, Hundeernährung, Schilddrüse oder ich will so bleiben wie ich bin… beschrieben, haben wir schon einige Untersuchungen und Experimente hinter uns, um einen Auslöser für Buddys häufig unkonzentriertes, in manchen Situationen extrem überdrehtes und anstrengendes Verhalten zu finden. Medizinisch ist – bis auf seine Hüfte natürlich – alles in Ordnung. Bis zur Seminarbeschreibung kam ich (und offensichtlich auch niemand anders) nie auf die Idee, das Verhalten mit einem möglichen Trauma nach seinem Unfall in Verbindung zu bringen. Wer Buddys Geschichte nicht kennt: Er wurde als Welpe von einem Auto überfahren und hat seitdem nach einer Femurkopfresektion keine knöcherne Verbindung mehr zwischen rechtem Hinterbein und der Hüfte. Ein Artikel zu diesem Thema folgt in Kürze.

Was habe ich mir erwartet?

Das Thema Psyche finde ich bereits beim Menschen äußerst interessant. Umso faszinierender finde ich es, dass sich nun Fachleute auch in einem solchen Detail  mit der Psyche des Tieres auseinander setzen. Als Hundephysiotherapeutin sind Gesundheitsthemen für mich generell von Interesse. Aber besonders im Bezug auf meinen kleinen Rabauken war es für mich interessant zu erfahren, ob sich ein weiteres Forschen in diese Richtung lohnt.

Wie war es?

In einem Wort: Unglaublich! Vor voll ausgebuchtem Saal und gemischtem aber durchweg begeistertem Publikum hat Robert Mehl zunächst erklärt, was ein Trauma überhaupt ist, wie es beim Menschen klassifiziert wird, welche Folgen und Reaktionen es hervorrufen kann und wie eine mögliche Behandlung aussehen könnte. Die Themenbereiche wurden untermalt von Beispielen aus seinem Erfahrungsschatz und jeweils vorsichtig auf den Hund übertragen. Vorsichtig deshalb, da es für Hunde weder einen Katalog an psychischen Krankheiten zum Nachschlagen gibt, noch kann sich der Patient natürlich zu seiner Vergangenheit äußern und verbal kommunizieren.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Robert Mehl immer und immer wieder darum gebeten hat, jeden Patienten und jede Situation individuell zu betrachten. So stellte er zum einen klar, dass nicht jeder Hund automatisch ein Trauma entwickelt, nur weil er einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, sondern dies von verschiedenen genetischen Faktoren sowie erlernten und persönlichen Umständen abhängt. Außerdem sollten natürlich zuerst verschiedene Dinge medizinisch abgeklärt werden, um eine sichere Diagnose zu stellen, bevor eine Therapie angewandt wird, die unter Umständen nicht den gewünschten Erfolg bringt oder am Ende sogar schadet. Besonders spannend fand ich auch die Erläuterungen zum Zusammenhang zwischen den Personentypen Halter in Kombination mit Hund sowie Gedanken zum Tierschutz, in denen ein wohlwollender Mensch einem Straßenhund in der Absicht, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen, vielleicht sogar erst ein Trauma zufügt, indem er ihn aus gewohntem Umfeld ‘entführt’ und in ein ganz neues ‘zwingt’.

Erschreckend fand ich die Erkenntnis, dass ein Trauma irreparable Veränderungen im Gehirn hervorruft, die nur noch kompensiert, jedoch nicht mehr geheilt werden können.

Was habe ich für mich mitgenommen?

Außer dem nun noch größeren Interesse an diesem Thema war ich für mich besonders beruhigt darüber, dass ein Großteil möglicher Behandlungsansätze bereits über meine Physiotherapie an Buddy abgedeckt ist. Versteht mich nicht falsch, das heißt weder, dass ich Buddy nun selbst diagnostiziert habe, noch ihn im Falle eines Traumas ‘heilen’ werde (wie oben schon erwähnt, ist eine Heilung sowieso nicht möglich). Für mich heißt es jedoch, dass ich ihn damit außer durch die schon bekannten Vorteile der Physiotherapie im Fall der Fälle noch auf einer ganz anderen Ebene unterstützen kann.

In meiner Rolle als Physiotherapeutin kann ich nun noch einmal mit offeneren Augen auf meinen Patienten zugehen und vielleicht den ein oder anderen Besitzer ebenfalls dazu bringen, genauer hinzuschauen und falls nötig, weitere Schritte zu veranlassen.

Wer mehr Informationen möchte, findet diese auf der Webseite von Robert Mehl oder natürlich bei den Hundereferenten, wo auch im nächsten Jahr wieder Seminare zu diesem und ähnlichen Themen angeboten werden.

Gerne möchte ich hier auch noch einmal die Gelegenheit nutzen, Katharina und ihren Helferlein für die – wie immer – tolle Organisation des Seminars in ihren tollen Räumen zu danken. Vom Hundepfotenkaffee über Zitronenkuchen bis hin zum Bananenbrot war wieder perfekt an alles gedacht, was der Mensch fürs leichtere Lernen so braucht.

Lasst es euch gut gehen.

Sie

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