Eine Weile währte die Enttäuschung noch. Auch wenn sie auf der verfrühten Fahrt aus dem regnerischen Slowenien zurück nach Deutschland bereits nach einigen Campingplätzen in Bayern gesucht hatte – dort versprach die Wetterapp schließlich den lang ersehnten Sonnenschein – richtige Vorfreude wollte sich nicht einstellen. Im Vergleich zum atemberaubend schönen Slowenien wirkten alle Campingplätze in Deutschland fad und langweilig. Einen kompletten Tag wertvollsten Sonnenscheins verbrachte sie ratlos suchend vor dem PC. Schließlich fiel ihr ein Mountainbike-Heft in die Hände. Die schönsten Strecken Deutschlands. Ja – die suchen wir auch! Dort war vom bayerischen Wald die Rede. Hm. Unsere Vorstellung hatte etwas von altbacken, verstaubt. Aber – nützt ja nichts. Das weiße Ungetüm und unsere Wanderlust brauchen Ausfahrt. Her mit dem Campingführer und die Plätze in der Region durchforstet. “Adventure Camp Schnitzmühle” – hm. Was ist das? Da wir diesmal ohne Reisebegleitung unterwegs sein würden, waren wir auf der Suche nach vielen Beschäftigungsmöglichkeiten. Adventure Camp klingt doch schon mal gut. Ein Achtung in der Anfahrtsbeschreibung für eine der ersten Fahrten alleine mit dem Wohnmobil zwar nicht, aber zur Not gab es noch ein hundefreundliches Camping im gleichen Ort.
Ein kurzer Blick auf die Homepage ließ sie ganz aufgeregt werden. Das war doch genau das richtige für sie! Ein weiterer Blick auf die Speisekarte des Restaurants führte sogar dazu, dass sie kurz überlegte, auf der Stelle und sofort los zu fahren. Nun war die Freude zurück und die Aufregung wieder da. Das weiße Ungetüm wurde vorbereitet und am nächsten Morgen ging es schließlich los. Ganz souverän war sie auf einmal bei der Fahrt, gar nicht mehr ängstlich. Ein Cappuccino, herrliche Musik und Sonnenschein versüßten die Strecke, lässig grüßend folgten wir unserem Weg. Schneller als erwartet hatten wir unser Ziel erreicht. Die Steigung war für unsere kleine weiße Gemse gar kein Problem und das, was wir zu Gesicht bekamen, als wir die Einfahrt passiert hatten, übertraf unsere Erwartungen noch!
Lächelnd stieg sie aus und meldete uns an. Nur wenige Camper standen großzügig verteilt auf dem Platz, wir wählten unseren direkt am Wasser, sie parkte ein, wir stiegen aus und gingen erst einmal schwimmen. Herrlich! Genau so hatten wir es uns erträumt. Vergessen war ihre Vorsicht, vergessen waren Haken und Leinenpflicht. Schnell wurde die Picknickdecke ausgebreitet, wir dann doch an den langen Leinen an den Haken gelegt und sie genoß ihren Kaffee in der Sonne. Nach fast zwei Wochen Urlaub kamen nun auch endlich Shorts und FlipFlops aus den Schubladen. Das Genießen hielt uns nicht lange im Bann und so brachen wir auf und erkundeten den Platz.
Die Kamera im Schlepptau liefen wir zur Kanustelle und bestaunten Mini-Stonehenge. Sie ließ uns freien Lauf. Zu frei. Auf einmal sprintete die hübsche Freundin davon. Mit allem, was der Windhund-Mix-Körper an Geschwindigkeit aufbringen konnte. Lustig flatterte die schwarze Schleppleine im Wind hinter ihr her.
Lautes Bellen. Nein, nein, NEIN! Oh nein! Hinter einem der Camper kamen eine fröhlich strahlende Amber und ein glücklich springender Berner Sennenrüde zum Vorschein – gefolgt von einem Erholungssuchenden in Badeshorts. Ooops! Oh oh. Sie legte die Kamera und den Beutel für die Hinterlassenschaften ab, mit dem sie gerade beschäftigt gewesen war und setze ihr strahlendstes Lächeln auf. Engelchen. Wir sind ganz lieb – wirklich. Amber strahlte zurück. Schau mal, ich habe einen Hund gefunden. – Wir reden später, Fräulein! Aber was war das? Der Herr in Badeshorts strahlte ebenso. Sie entschuldigte sich. Der Herr war gar nicht böse. Nur die unverträgliche Hündin fand die Aktion meiner hübschen Freundin nicht so toll (können wir verstehen, wir auch nicht). Er jedoch fand, dass wir drei ein bisschen durch den Sand toben dürften, wenn wir schon mal dabei waren und so taten wir das.
Als dann jedoch auch noch die Kamera in hohem Bogen durch die Luft flog, beendete sie unsere wilde Hetzerei und wir machten uns auf den Weg zur ersten Wanderung. Vom Platz aus gibt es zwei Wanderwege. Nur halb informiert liefen wir einfach los, frei nach dem Motto, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gewonnen haben wir nicht. Sondern uns verlaufen. Gewohnt waren wir an die plötzliche Wärme nach so vielen Tagen Regen auch nicht. Deswegen sind wir die letzten Kilometer mit Handynavigation zurückgelaufen, zum Teil sogar an der Landstraße entlang. Schön war es trotzdem. Und wir darüber sehr glücklich.
Abends erwartete uns eine Überraschung: Unsere Reisebegleitung hatte sich auf den weiten Weg gemacht, um uns einen Besuch abzustatten. Naja, vielleicht auch, um sich im unglaublich tollen bayrisch-thailändischen Restaurant am Platz den Wanst vollzuschlagen. Diesmal habe ich sie gelassen. Keinen Müll ausgeräumt, keinen Kaffeesatz gegessen. Als sie zurück kamen, sahen sie sehr glücklich aus. Obwohl wir uns schon gemütlich eingerollt hatten, zogen sie uns noch einmal die Halsbänder an und liefen mit uns über den Platz. Ohne Verdauungsspaziergang hätten sie nach all den Leckereien wahrscheinlich kein Auge zugetan.
Am nächsten Morgen waren wir wieder alleine. Die Sonne hielt sich etwas zurück und sie entschloss sich, der Wanderei noch eine weitere Chance zu geben. Wieder zurück ruhten wir uns aus. Etwas wehmütig war ihr zumute, sollte dies doch schon der letzte freie Tag unterwegs gewesen sein. Sie rollte sich zum Lesen zusammen, wir zum Kuscheln. Im Sonnenuntergang wurden noch die letzten Fotos geschossen, bevor wir uns nach einer weiteren kurzen Abendrunde schlafen legten.
Ohne jedoch noch einmal in die Genüsse des tollen Restaurants zu kommen, wollte sie sich am nächsten Morgen nicht auf den Weg machen. Wir gingen kurz raus, sie anschließend zum Frühstück. Wieder hatte sie das breiteste Grinsen auf dem Gesicht, als sie zurück kam. Neben dem tollsten Frühstücksbuffet hatte sie sich beim Auschecken noch die ein oder andere Kleinigkeit aus dem Shop gegönnt. Sie konnte die Tüten kaum tragen! Schwere Bildbände von Abenteuern, Postkarten als kleine Reminder für zuhause, ein Ring in ihrer Lieblingsfarbe und kleine Mitbringsel für die Kollegen – es sei ihr gegönnt. Kommt ja schließlich nicht alle Tage vor.
Auch wir machten noch eine Abschiedsrunde über den Platz und verließen anschließend mit schwerem Herzen diesen tollen Ort. Außer der Erinnerungen haben wir auch einige Prospekte mitgebracht, so dass wir bestimmt den ein oder anderen überzeugen können, mit uns noch einmal dorthin zu fahren.
In diesem Sinne – lasst es euch gut gehen,
Kisses,
Buddy
PS: Dieser Bericht ist Teil einer Serie. Unsere Reiseplanung und die Reise nach Slowenien Teil 1, 2 und 3 findet ihr unter dem jeweiligen Link.