Ob der Hund im Bett schläft, hast du mich gefragt. Ich weiß, du hättest auf ein Nein gehofft. “Ja.” antworte ich. “Buddy ist ein besonderer Fall. Lange Geschichte.” Du fragst nicht weiter nach.

Es ist 01:38 Uhr. Buddy liegt neben mir auf der Decke. Sein rechtes Hinterbein, das mit der Femurkopfresektion, krampft unkontrolliert, schlägt aus, schlägt nach mir.

Es tut weh. Ich bin müde.

Der Kopf zu vernebelt, um klar zu denken. Ich fange an, ihn zu massieren.

Ihm stockt der Atem. Schmerz. Sein ganzer Rücken fühlt sich an wie ein einziger Stein, während das Bein noch immer krampft und zuckt.

Panik steigt in mir hoch.

Ich muss mich beruhigen.

Gehe die Treppe hinab, gieße Wasser in den Kocher, die Katze miaut. Ich verstecke mich im Bad, putze mir erneut die Zähne. Das Bad ist mein Zufluchtsort.

Kräfte sammeln

“Er hat Angst, er hat Schmerzen, du musst jetzt stark für ihn sein.” Ich atme tief durch.

Fieberhaft versuche ich, meinen Kopf zu wecken, ich muss verstehen. Der Nerv, die Spondylose, Lähmungen, Bandscheibe? Ich versuche, professionelle Distanz zu kreieren, einen Plan zu entwickeln.

Packe die Wärmflasche unter den Arm, brüste mich, steige die Stufen nach oben.

Buddy liegt auf dem Bauch, das Bein fest angezogen. Es zuckt nur noch leicht. Verunsichert schaut er zu mir auf.

Everything’s going to be alright

“Es ist alles ok.” versuche ich, ihn zu beruhigen. Ich spüre Ambers bohrenden Blick im Rücken. Liar, liar, pants on fire.

Ich platziere die Wärmflasche an seiner Lendenwirbelsäule, warte seine Reaktion ab. Er legt sich vertrauensvoll zur Seite. Hinterbein und rechtes Vorderbein angezogen.

Zart beginne ich, zu massieren, seinen glücklichen Blick bei der heutigen Wanderung vorm inneren Auge. 5,4 km im gemäßigten Tempo. War das jetzt schon zu viel?

Ich streiche über die bretthart angespannte Schultermuskulatur, löse in leichten Zirkeln den kompletten Schultergürtel. Seine Augen schließen sich halb, sein Blick verschwindet irgendwo zwischen Hier und Schmerz.

Langsam taste ich mich den Rücken entlang, lockere Muskulatur, berühre das Bein, beginne, es sanft zu strecken. Es entspannt sich, hört zumindest auf zu krampfen. Eine Extension ist dennoch nicht möglich.

“Und was machst du da so in der Hundephysio?” schießt es mir durch den Kopf. Ich massiere die Zehen, die vorhin auf jede noch so kleine Berührung überreagiert haben. Sie sind warm und angespannt. Dennoch spüre ich den sanften Druck in meiner Hand.

Eine warme Welle durchströmt mich, als mir das Vertrauen bewusst wird, das mir Buddy hier entgegen bringt. Ich lobe ihn, spreche auf ihn ein, bestätige ihn in seiner Tapferkeit.

Tonight will be a memory too

Als ich merke, wie müde er wird, lasse ich ihn schlafen. Die Wärmflasche im Rücken, beginnt er, zu schnarchen.

Es ist 02:28 Uhr.

Ich schließe die Augen, atme den Druck auf der Brust weg. Die Regentropfen der Nachtmeditation schwemmen die erschöpften Gedanken hinaus. Ich spüre sie auf meinen Wangen.

Der Hund, der neben mir im Bett liegt, heißt Buddy. Er ist ein besonderer Fall.

 

 

Danke an meinen Bruder, der die tollen Bilder von Buddy geschossen und zur Verfügung gestellt hat. Bis auf das letzte sind alle Fotos im Beitrag von ihm.

 

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