Zur Zeit ist es ganz schön langweilig bei uns. Jede freie Minute hängt sie vor diesem komischen weißen Ordner oder anderen Büchern und murmelt Zauberformeln. Musculus quadratus lumborum, Musculus quadriceps femoris, Musculus semitendinosus, Lirum Larum, Abracadabra, hex hex… Kaum haben wir es uns zum Schlafen bequem gemacht, höre ich ihre Stimme: ‘Buddy, hier’ – oh nein. Bitte nicht schon wieder! Und schon wird getastet, links, rechts, Seitenvergleich, leg dich, andere Seite… Ganz schön anstrengend das Ganze. Und warum?

In zwei Wochen fahren wir wieder zur Schule. Das erste Mal seit langem. Und das letzte Mal für immer. Dann hat sie nämlich Prüfung. Ist dann ausgebildete Hundephysiotherapeutin. Ein Jahr lang haben wir geübt – sie Behandlungsmethoden und lateinische Zauberformeln, ich aushalten, still liegen, entspannen, vertrauen. Zuerst waren wir total überfordert, nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Vor allem sie hat gezweifelt – es war ja auch viel. Umzug, neuer Job, uns Rabauken und ‘nebenbei’ mal eben noch lernen, was man im Biounterricht versäumt und nie vermisst hat? Zuerst wurde ihr schlecht bei jedem Krankheitsbild, sie hat hilflos an meinem Körper herum getastet und versucht, Schulterblatt und Iliosakralgelenk ausfindig zu machen. Ich bin zwar schief, aber es ist nicht aussichtslos! Die ersten Massagen waren eher naja. Dann aber wurde es langsam besser, ich habe endlich gelernt, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn man auch mal liegen bleibt und aushält, was passiert. Bisher konnte ich ja nicht so gut entspannen, heute weiß ich schon wenn sie die Decke herauslegt, dass es nicht mehr lange dauern wird bis mir die Augen zufallen und ich schnarche.

Schlecht wird ihr nun nicht einmal mehr, wenn sie sich Operationen wie meine im Internet anschaut, und glücklicherweise hat sie auch damit aufgehört, in jeden unserer Atemzüge eine neue Krankheit hinein zu interpretieren. Auch für die Anatomie des Hundes hat sich eine merkwürdige Faszination breit gemacht – normales Streicheln von Rabauke oder Katze? Andere Rabauken entspannt beim Spielen beobachten? Unmöglich! Sofort werden Knochenpunkte getastet, im Kopf Gangbilder verglichen… Mit lauten Äußerungen zu einem unrunden Gang sollte sie sich allerdings zurück halten – die Erfahrung haben wir einmal gemacht und machen sie besser kein zweites Mal.

Was ihr der Abschluss wirklich bringen wird, das weiß sie noch nicht so genau.

Was mir der Abschluss bringen wird, weiß ich dagegen schon sicher – mehr Tricks, mehr Action, mehr Leckerlies, mehr Entspannung, weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität – dafür höre ich mir auch noch ein paar Tage lateinische Zauberformeln an…

Ich hoffe, ihr habt ähnlich viel Geduld – wenn ihr wollt, erzähle ich euch dafür auch gerne mal mehr von der Schule, wenn alles vorbei ist.

Kisses, Buddy

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