Missmutig streife ich mir die dicke Winterjacke über und steige in die Gummistiefel. Draußen regnet es in Strömen, gleichzeitig pfeift ein unangenehmer Wind. Wer wollte nochmal genau einen Hund? Buddy tänzelt in froher Erwartung vor mir, Amber reckt die Pfoten und streckt sich – “ich wäre dann bereit”. Ich schaue die beiden an, sehe, wie Buddy ungeduldig seine Nase an die Tür des Spindschrankes drückt, hinter dem sich sein Mantel und seine Leine verbergen.
Komm, Schweinehund
Na gut. Noch immer nicht wirklich angetan von der Aussicht, gleich in dieses Wetter hinaus zu treten, ziehe ich sie an und öffne die Haustür.
Kaum draußen, kann es Buddy nicht erwarten und galoppiert in Vorfreude Richtung Feld. Ich muss lachen. Auch wenn mir der Regen schon jetzt jede Sicht durch meine Brillengläser unmöglich macht, dieses Mal, schwöre ich mir, werden wir eine große Runde gehen. Uns etwas Neues anschauen, ohne Zeitgefühl einfach abschalten.
Wanderlust
Ich schaue auf mein Handy. Eine tolle Route in der Nähe habe ich in der Wanderapp nicht gefunden, daher habe ich mich auf den lokalen Tourismus-Webseiten umgeschaut und siehe da – es gibt Wanderwege zuhauf, die bisher noch niemand elektronisch aufgezeichnet zu haben scheint.
Der Akku ist geladen, die Aufzeichnung für den Fall gestartet, dass wir uns verlaufen sollten und anhand unseres bisherigen Weges wieder zurück finden müssen.
Das Telefon ist im Flugmodus, mein Rucksack gepackt mit einer Thermoskanne voller wärmendem Weihnachtstee, einem Nussriegel, Wasser, ein paar Snacks für die Hunde und einem Ersatzpowerpack inklusive Ladekabel.
Wir machen uns auf den Weg. Die ersten Meter bin ich noch angespannt, will los, der Regen stört und ich ziehe die Hunde weiter, anstatt sie an den für sie interessanten Stellen schnüffeln zu lassen. Aber warum eigentlich?
Schnell besinne ich mich auf das, was ich mir vor unserem Umzug vorgenommen hatte: Ich werde ihnen die Zeit geben, die sie brauchen, um alles in Ruhe zu erkunden.
Die Welt ist schön – schau sie dir an
Ich passe meinen Schritt ihrem Tempo an. Wenn immer sie stehen bleiben und die verschiedenen Düfte aufnehmen, die mir verborgen bleiben, schaue ich mich um. Schaue mir die Weihnachtsdeko in den Häusern an, die kleinen Details, die traurig grauen Gärten.
Denke kurz darüber nach, wie ruhig die Umgebung wirken würde, wenn es nicht regnen, sondern stattdessen schneien würde. Mir kommt eine Idee: Um dem tristen Grau entgegen zu wirken, beschließe ich, mich auf der ganzen Wanderung auf die Suche nach Farbe zu begeben.
Eine einzelne kleine Blüte in verblühten Sonnenblumen, die Zeichnung eines Herbstblattes, die sich bis jetzt gehalten hat – ich schaue genau hin, werde achtsamer. Den Regen spüre ich schon jetzt nicht mehr.
Der Wanderweg ist gut ausgeschildert. Ohne mein elektronisches Navi fühle ich mich immer etwas nervös, habe Sorge, vielleicht die Orientierung zu verlieren. Warum eigentlich?
Wir sind im Heimatort, wir haben noch lange Zeit bevor es dunkel wird, so richtig viel kann nicht passieren. Ich schaue genauer auf die Beschilderung, frage mich, wie vielen entdeckungslustigen Wanderern sie schon den Weg gezeigt hat.
Momente des Glücks
Die Hunde marschieren weiter fröhlich vor mir her. Hier und da recken sie die Nase in den Wind, deutlich kann ich sehen, wie sie Witterung aufnehmen.
Ich sehe Ambers Ohren bei jedem Schritt fröhlich schlackern, die Schwanzspitze wippt im Takt. Buddy hat sich am Waldrand einen Stock geschnappt und trägt ihn stolz und unerschütterlich den Weg entlang. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er komplett entspannt ist.
Der Weg nimmt eine Abzweigung, hier wird er schmaler, unberührter. Vom Regen volles Moos wächst von allen Seiten in den kleinen Pfad hinein, der Baumbestand wirkt älter, gewachsener.
Neben uns windet sich nun ein kleines Rinnsal, durch das die beiden Rabauken fröhlich hindurch flitzen, dass der Matsch nur so nach allen Seiten fliegt.
Wie glücklich sie aussehen! Und wie froh ich bin, anstelle der üblichen Runde diesen Weg gewählt zu haben. Ich atme tief durch, weiß genau, dieser Moment wird wieder einer derer sein, die unsere gemeinsame Zeit noch ein wenig unvergesslicher machen.
Hinter der nächsten Ecke versteckt sich eine Schutzhütte. Während die beiden Rabauken genauestens erkunden, wer sich hier vor uns aufgehalten und ob derjenige möglicherweise etwas Essbares hier gelassen hat, setze ich mich auf die vom Dach geschützte Bank und schaue auf das Bächlein.
Zeit für Pausen
Ich gieße mir ein wenig vom heißen Tee in die Kanne, lehne mich zurück und atme noch einmal durch. Wie gut es uns doch geht! Und wie einfach sich die Sorgen des Alltags zumindest kurzzeitig vergessen lassen.
Die feuchten Nasen der beiden Rabauken drücken sich an meine Hand und reißen mich aus meinen Gedanken. Im Rucksack krame ich nach den mitgebrachten Leckerli, die zack zack verschlungen werden.
Anschließend rollen sich die beiden zu meinen Füßen zusammen, während ich noch einen zweiten Becher Tee zu mir nehme und durch die Aufnahmen meiner bisherigen Farbsuchergebnisse scrolle.
Langsam machen wir uns auf den Rückweg. Schon jetzt freue ich mich darauf, mich mit einem warmen Abendessen, einer heißen Schokolade und zwei müden Rabauken auf der Couch zusammen zu rollen und die Eindrücke des heutigen Abenteuers zu verdauen.
Wem es in der dunklen, nasskalten Jahreszeit schwer fällt, sich zu großen Runden zu motivieren, dem haben wir ein paar Tipps für unvergessliche Ausflüge mit Hund zusammen gestellt:
Such dir Inspiration
Unsere Wege finde ich auf verschiedenste Arten. Aufgrund des Lockdowns bemühe ich mich, für die Spaziergänge das Auto stehen zu lassen und nur Wege zu gehen, die wir in Laufnähe erreichen können.
In unserem Ort selbst gibt es wenige Strecken, die in den Wanderapps elektronisch erfasst wurden. Um nicht immer die gleichen Wege zu laufen, suche ich daher zum Beispiel unter dem Hashtag des Ortsnamens oder der näheren Umgebung sowie #wanderninxxx auf Social Media nach Fotos, die mich ansprechen.
Talsperren, Flüsse und Seen sowie verwunschene Wälder mit altem Baumbestand finde ich auch bei trübem Wetter häufig besonders schön und stimmungsvoll.
Alternativ suche ich in den Suchmaschinen nach Wandern im entsprechenden Ort. Eine gute Inspirationsquelle sind häufig auch der lokale Wanderverein oder lokale Wander- und Outdoorgruppen auf Facebook.
Kenne deinen Weg
Wenn dir die Umgebung gänzlich unbekannt ist, besorge dir eine Wanderkarte, die dir im Zweifelsfall auf den Rückweg hilft. Ich selbst bin so lange nur nach Beschilderung mit der Wanderapp und ohne Ersatz-Powerbank gelaufen, bis mir an einem Tag tatsächlich der Akku fast leer ging und ich knappe elf Kilometer und offensichtlich weit weg vom eigentlichen Weg hilflos in Dänemark stand.
Dort konnte ich anhand der landschaftlichen Gegebenheiten zumindest am Rande der Schnellstraße zurück laufen, mitten im Wald kann das natürlich auch anders aussehen.
Auch bei Erkundungstouren lasse ich heute im Flugmodus (spart Akku) eine Aufzeichnung in der Wanderapp mitlaufen, um im Fall der Fälle anhand dieser wieder auf den Weg zurück zu finden.
Nutze gutes Equipment
Völlig durchnässt und blau gefroren macht die tollste Wanderung keinen Spaß. Wenn die glatte Sohle der Turnschuhe keinen Halt auf den nassen Wegen hat und dich so sehr auf deinen nächsten Schritt konzentrieren musst, dass du kein Auge mehr für deine Umgebung hast, ebenso wenig.
Wenn du öfter läufst, lohnt die Investition in ein Paar bequeme Wanderschuhe, eine wasserdichte, warme und atmungsaktive Jacke, eventuell ein Paar Handschuhe und eine Mütze oder ein Stirnband.
Richtig toll werden die Runden, wenn du dir ein paar Kleinigkeiten in einen gut sitzenden Rucksack packen kannst, um dich auf dem Weg zum Beispiel mit warmem Tee aus der Thermoskanne aufwärmen zu können.
Zur Standard-Ausrüstung in meinem Wanderrucksack gehören auf jeden Fall ein Erste-Hilfe-Set inklusive einem Pfotenschutz für die Hunde aus dem Zughundesport.
Dabei muss es gar nicht unbedingt die neueste oder teuerste Ausrüstung sein. Meine letzten Wanderschuhe und die Winterjacke habe ich Second Hand auf einer Online-Plattform gefunden.
Antreiber gesucht
Für die Tage, an denen das dunkle Wintergrau mich mit aller Gewalt im Haus behalten will und ich mir auch die Vorfreude der Rabauken nicht als Motivation ausreicht, suche ich mir einen anderen Antreiber.
Sei es nun die oben beschriebene Farbensuche im Wintergrau oder eine bestimmte Sehenswürdigkeit, ein Rundgang zur Stadtgeschichte oder nur die heiße Schokolade mit Sahne und Marshmallows, die ich mir nach dem Ausflug gönnen werde.
Wenn dir jetzt trotz aller Tipps noch immer die Motivation fehlt, dann haben wir hier für den letzten Schub oder auch nur einen virtuellen Ausflug von der Couch ein paar unserer persönlichen unvergesslichen Momente der diesjährigen Wanderungen zusammen gestellt:
Nun bleibt uns nur noch, euch viele wunderbare, unvergessliche Momente mit eurem Vierbeiner zu wünschen.
Genießt das Heute, habt wunderschöne Weihnachtsfeiertage und bleibt gesund!
Lasst es euch gut gehen,
Kerstin mit Buddy und Amber