Zum Ende des Jahres nehme ich mir gerne noch einmal die Zeit, das Jahr Revue passieren zu lassen. Dann schreibe ich gerne Weihnachtskarten an diejenigen, die es für mich zu etwas Besonderem gemacht haben – natürlich, um mich zu bedanken, aber auch, um diesen Personen möglicherweise auch einen kleinen besonderen Moment zu bescheren.
Meine erste Weihnachtskarte geht dieses Jahr an die Physiotherapie. Ich weiss, keine Person, aber das steht auch stellvertretend für all die tollen Personen und Persönlichkeiten, die wir dadurch schon kennengelernt haben.
Vielleicht muss ich dafür doch ein wenig ausholen: Als ich noch ein Baby war und bevor ich bei ihr gewohnt habe, wurde ich von einem Auto überfahren. Ich hatte Glück – sonst wäre ich ja nicht mehr hier – aber meine Hüfte war trotzdem gebrochen. An meinem Bein war nichts mehr zu machen, der Oberschenkelkopf war ab und so funktioniert diese Seite jetzt nur noch über Muskulatur. Deswegen ist es auch ganz wichtig, dass die mir da erhalten bleibt.
Für die meisten Hunde ist das auch gar kein Problem. Bei mir allerdings sind die Muskeln nie richtig so geworden, wie sie eigentlich sein sollen. Deswegen bin ich immer etwas schief. Und ein normales Gangbild habe ich auch nicht. Dass das nicht gut ist für meinen Körper, brauche ich glaube ich nicht extra zu erwähnen.
Allerdings habe ich Feuer, Elan, Spaß am Leben und damit das auch möglichst lange so bleibt, gehe ich zur Physiotherapie. In Katar habe ich das noch nicht gebraucht, da waren Sand und Meer meine Physio, aber seit wir jetzt in Deutschland sind, brauche ich da doch Unterstützung.
Ich habe schon viele Physiotherapeuten kennengelernt. Am tollsten war es bei einer, die hatte einen eigenen Pool. Sie hat mir eine Schwimmweste angezogen und sich einen Neoprenanzug und ist mit mir ins Wasser gegangen. Vorher durfte ich mir noch mein allerliebstes Spielzeug aus einer großen Kiste aussuchen – nur die Ente oder den Löwen, ist doch klar – und die durfte ich dann wieder und wieder holen.
Nach dem Schwimmen war ich manchmal so begeistert, dass ich ihr einmal sogar eine Gehirnerschütterung verpasst habe – oops…
Die Physio hat mich dann immer auf ein kuscheliges Handtuch unter ein warmes Rotlicht gelegt und massiert. Meistens hatte ich keine Geduld und habe lieber den Getränkemann angebellt, aber sie war nie böse mit mir. Wenn ich genug gezappelt habe, hat sie sogar Wackelbrett, Trampolin oder Erdnuss geholt. Ich durfte darauf rum klettern und musste meine Beine abwechselnd heben und solche Dinge. Manchmal hat es für das pure Stehen ein paar Leckerlies gegeben – ist doch wohl ein Klacks!
Leider sind wir dann umgezogen und waren zu weit weg von der netten Frau mit dem tollen Pool. Sie hatte ihr aber schon den Floh ins Ohr gesetzt, es doch selbst zu versuchen und sich als Physiotherapeutin ausbilden zu lassen.
Das hat sie dann auch gemacht und ich durfte immer mit in die Schule. Davon erzähle ich vielleicht ein anderes Mal, jetzt aber endlich die Weihnachtskarte:
Liebe Physiotherapie,
danke für deine Hilfe dieses Jahr! Durch dich habe ich gelernt, wieder Treppen zu laufen und kann jetzt endlich wieder den Katzennapf leer machen oder das Altpapier ausräumen. Dank deiner Hilfe kann ich wieder in großen Hundegruppen mithalten ohne mich absondern zu müssen. Und was ich erst für tolle Wanderungen erlebt habe dank der Kondition, die du mir beschert hast! Ich kann die coolsten Tricks (wer kann schon rückwärts auf luftgefüllte Knochen laufen) und bin wahrscheinlich der einzige Hund auf der Erde, der das Kommando ‘stell dein Bein hin’ beherrscht.
Danke auch für die Souveränität, die du ihr gegeben hast, für all die Mittel gegen die Hilflosigkeit wenn mir wieder alles weh tat oder ich die Treppe runter gefallen bin und vor allem danke für die tollen Menschen, die du um dich und damit uns versammelst.
Ich hoffe, wir bleiben noch sehr lange Freunde und wünsche dir eine besinnliche Weihnachtszeit.
Kisses, Buddy
PS: Die tolle Karte haben wir übrigens auf dem Hundeweihnachtsmarkt bei Greyhound Forever e.V. gekauft.