Wenige Bücher haben mich so berührt und bewegt wie „Hunde fühlen und anleiten – die Magie der Berührung“ von Maren Grote.
Ein Buch, das bewegt – auf vielen Ebenen
Ihre Herangehensweise und ihr Umgang mit Hunden sind so ganz anders als meine und es war für mich eine wirklich neue Erfahrung, mich auf diese Sichtweise einzulassen trotz alledem , was ich selbst beim Lesen empfinde. Aber wie sonst kann ich meinen Horizont erweitern, als andere Sichtweisen zu hören, zu verstehen und vielleicht sogar auch Teile daraus zu übernehmen?
Maren Grote möchte Hundehalter:innen mit ihrem Buch vermitteln, wie sich der Umgang mit dem Hund inniger gestalten lässt, indem sie den Teilbereich des Berührens und Anfassens im Zusammenleben und der Kommunikation mit dem Hund in den Fokus rückt.
Sie plädiert dafür, Berührung bewusst und gezielt einzusetzen, um dadurch verschiedene Emotionen im Hund hervorzurufen und zu durchleben und so letztendlich die Bindung zueinander zu stärken.
Die Magie der Berührung: Theorie trifft Praxis
Zur Theorie gibt es zahlreiche Übungen inkl. Erläuterung, für wen diese besonders geeignet sind. Ergänzt wird der Text mit zahlreichen Infokästchen, in denen die Autorin kurz und knackig Hintergrundwissen zum jeweiligen Kapitel vermittelt.
Zusätzliches Extra: Über die „KOSMOS-PLUS“-App stehen sechs Audiodateien zur Verfügung.
Als Hundephysiotherapeutin bin ich mit Tempo durch die Einleitung und ersten Kapitel gerast, die sich um das Warum des Buches und des Anfassens an sich drehen, um zum Abschnitt des Kennenlernens des Hundekörpers durch Berührung zu kommen.
Vom Streicheln zum Verstehen – Körperarbeit mit dem Hund
Tatsächlich sehe ich im Alltag mit meinen Patientenbesitzern oft, wie viel Unsicherheit da herrscht, wie viel Angst, dem Hund weh zu tun oder etwas kaputt zu machen. Mir ging es ähnlich bevor damals der Tierarzt in Doha Knochen und Gelenke auf ein Stück Papier gezeichnet und mir damit nicht nur Buddys Femurkopfresektion erklärt, sondern eine völlig neue Welt eröffnet hat.
Und was wir alles verbessern konnten, seit ich eben diesen Einblick in die Anatomie des Hundekörpers hatte! Daher finde ich es umso wichtiger, sich ein solches Verständnis anzueignen und sich hier gemeinsam mit seinem Hund im wahrsten Sinne des Wortes heranzutasten.
Der nächste Abschnitt ging bei mir ans Eingemachte: „Den Anderen bewegen“. Ich gebe zu, hier kam bei mir zuerst der Gedanke nach Zwang auf. Doch genau aus diesem Grund habe ich in diesen Kapiteln wohl die meisten Erkenntnisse gewonnen. Den gerade bei Ben und mir ist das gemeinsame Bewegen häufig wirklich ein Thema. Da wird auch nach vielen Jahren noch in die Leine gerissen, Reizen ohne Hemmung nachgegangen und der ein oder andere Fremdhund angebellt.
Führung, Grenzen & innere Konflikte – ein ehrlicher Perspektivwechsel
Während des Lesens der ersten Seiten dieses Abschnitts fragte ich mich schnell, weshalb mich bei der Vorstellung, den Hund zu bewegen, direkt ein ungutes Gefühl beschlich, ist es doch eigentlich genau das, was ich mit meiner Physio und beim Beibringen von Übungen tagtäglich tue.
Letztendlich wurde das spätestens in den nächsten Abschnitten klar – „Interessen durchsetzen und Positionen klären“. Das ungute Gefühl wuchs sich zu ausgewachsenem Widerwillen heran. Denn – wer hätte es gedacht – tatsächlich ist Grenzen setzen in irgendeiner Form ein Thema, mit dem ich hadere und mich die letzten Jahre intensiver beschäftigt habe.
Für mich, nicht für die Hunde. Denn eigentlich bin ich im tiefsten Herzen – wie so viele Menschen – der Mensch gewordene „Will to please“ eines Labradors. Ihr kennt es bereits aus meinen Berichten der vergangenen Jahre – wer seine eigenen Interessen nicht einmal wahrnimmt, kann sie nicht durchsetzen und schon gar keine Positionen klären.
Reflexion, Vertrauen und eine klare Empfehlung
Ich dachte viel über das Geschriebene nach. Darüber, wieviel ich in meinem Alltag mit den Hunden akzeptiere, und das aus diversen Gründen: Zum einen, weil ich vielleicht mein eigenes Bedürfnis und Interesse in diesem Moment eben gar nicht spüre und / oder das Verhalten meiner Räuber als liebenswerte Macke akzeptiere. Zum anderen, weil ich mir selbst möglicherweise gar nicht zu helfen weiß und mich auch nicht auf die lange, mühsame Suche nach einem passenden Trainer machen möchte.
Natürlich bietet das Buch keine Allheilmittel, darum geht es ja auch gar nicht. Aber allein die Tatsache, dass es mich dazu gebracht hat, zu reflektieren und meinen Horizont zu öffnen, hat ihm schon einen weiteren Pluspunkt gegeben.
Was mir besonders gefallen hat:
-
- Dass es nicht nur um den Hund, sondern auch den Menschen und seine Herangehensweise geht
-
- Die bebilderten Schritt für Schritt-Anleitungen mit Hintergrundinfo und Tipps zur Anwendung

Fazit: Bewegt hat das Buch auf jeden Fall – vor allem mich und meine Sichtweise. Oft habe ich mich innerlich gewehrt gegen das, was ich da lese – Stichwort: „Unterbrechen, Festhalten, Abhalten“, waren die Worte doch bisher für mich irgendwie schon verbunden mit Zwang und fehlendem Respekt dem Tier gegenüber.
Bis ich reflektierte und realisierte: Wie habe ich Buddy durch sein komplettes Leben gebracht? Indem ich ihn festhielt, abhielt von der Flucht, ihm Kraft gab damit und ihm immer klar machte: „Ich hab dich.“ Was hat es gebracht? Eine tiefe Verbundenheit, die Vertrauen geschaffen und viele, viele Grenzen gesprengt hat.
Daher gibt es für mich eine klare Empfehlung, genau dafür, wie sehr das Buch mich bewegt und zum Nachdenken angeregt hat.
5 von 5 Sternen
Das Buch kostet 26,00 €. Wenn ihr es nicht im lokalen Buchhandel bestellen möchtet, bekommt ihr es auch über diesen Link. Hierbei handelt es sich um einen Affiliate-Link. Der Preis des Buches ändert sich für euch nicht, wir erhalten jedoch eine kleine Provision.
Lasst es euch gut gehen!
Kerstin mit Amber, Ben und Indy und sowohl im Herzen als auch in Gedanken immer und immer wieder mein Buddy
Disclaimer: Das Buch wurde uns vom KOSMOS-Verlag freundlicherweise zur Rezension zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!