Der Kopf schwirrt voller Dinge, die auf Erledigung warten, das Neue lockt, auf das Alte habe ich schon lang keine Lust mehr. Nicht, weil es mir nicht gefallen hätte und diesen letzten Akt der Zuneigung nicht verdient hätte, sondern lediglich aufgrund der Negativität, die mit unserem Wechsel verbunden ist. Es ist schon immer wieder faszinierend, wie wenige Worte eine ganze Welt voller Freude und Begeisterung zerstören und zerhacken können. Besonders dann, wenn es Worte sind voller Hass. Wenn die Unzufriedenheit über das eigene Leben in die Welt geschleudert wird, als persönlicher Angriff für denjenigen, der sich komplett in Sicherheit wiegte. 

Von rastlos

In unserem Fall hat es das Gefühl der Sicherheit, des Angekommen-Seins, sofort komplett zerstört. Not a big, big thing in der großen ganzen Welt, dass wir unser Haus verlassen sollen, ich bin ja schließlich ein big, big girl. Sollte man meinen. Tatsächlich stand ich erst einmal ratlos herum. Im wahrsten Sinne.

Stand in unserem Haus und setzte mich einfach nicht mehr. Begann zu räumen, ratlos im Kreis zu tigern, zu suchen nach einer Lösung für mich und meine Fünf. Konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr zur Ruhe kommen. 

Little did I know dass alles so viel besser werden sollte, dass sich letztlich doch alles zum Guten wenden sollte. Schon der erste Blick auf das Exposé im 50km-Radius ließ mein Herz hüpfen – sollte es nicht etwa etwas geben, dass längst in die vor zerstörerischen Attacken anderer geschützte Schatztruhe gepackte Träume erfüllen könnte?

Etwas, dass vielleicht besser ist, als das, was ich mir jemals zu träumen gewagt hätte?

… zum Platz meiner Träume

Ich fuhr zum Besichtigungstermin. In einer Mittagspause im Dezember. Es war sonnig, aber bitterkalt. Wie immer bei solchen Terminen (wer uns kennt, weiß, ich bin mittlerweile Profi), holte ich mir einen Kaffee und einen Snack in der nahegelegenen Bäckerei.

Für meinen Slot war ich ein wenig zu früh, etwas, das selten vorkommt, sich jedoch perfekt traf. Schon auf dem Weg bis zum Bäcker staunte ich immer wieder, wie schön eine Umgebung sein könnte, aber nun, ganz kurz vorm Haus, nutzte ich die Gelegenheit, einfach mit meinem Kaffee im Auto zu sitzen und auf das sich vor mir öffnende Tal zu schauen. 

Ich holte mein Handy heraus, wollte die Bilder, die ich gerade gemacht hatte, mit meiner Familie teilen.

Kein Netz.

Naja – nun musste ich doch schmunzeln. Eigentlich ist es ja auch jetzt nicht wichtig. Jetzt zählt nur, den Moment zu genießen. 

Still im Hier und Jetzt

Pünktlich zu Weihnachten bekam ich dann das Geschenk in Form der Zusage. Am zweiten Weihnachtsfeiertag bereits musste ich noch einmal raus fahren zu diesem wundervollen Fleckchen Land, um  sicher zu sein, dass es auch wirklich noch existiert, wirklich real ist.

Wir erkundeten ein wenig, aber nicht zu viel. Zu viel zu sehen ohne Buddy und Amber fühlte sich nicht richtig an, ich wollte das neue Glück mit allen teilen. 

Gleich zu Beginn des neuen Jahres erhielt ich den Schlüssel. Zu Beginn fiel mir das Renovieren schwer.

Zum einen, weil die letzten beiden Jahre mich doch einiges an Kraft gekostet hatten. Vor allem aber deshalb, weil der Ort für mich einfach perfekt ist, so wie er ist. Nichts ändern muss, nichts anpassen, sondern einfach ok ist, so wie er nun mal eben ist. Statt auszumessen, setzte ich mich auf den Gartenstuhl, der von den Vorbesitzern geblieben war und schaute hinaus auf meinen Garten und mein Gewächshaus, welches mir nun zur Verfügung steht. 

Gut, wie es ist

Buddy, Amber und Ben legten sich rund um mich herum ab. Wir erkundeten nichts, wir arbeiteten nicht, wir genossen einfach den Moment. So froh war ich darüber, dass vor allem die Großen noch dabei sein durften, diesen Ort noch sehen und erleben und nun als wohlverdienten Altersruhesitz nutzen dürfen.

Mittlerweile habe ich fast allem meinen persönlichen Anstrich verpasst. Die meisten Kisten sind ausgeladen und ausgepackt, noch regiert ein wenig das Chaos, es wird jedoch sofort besänftigt durch die Stille um uns herum. Durch erste Frühlingssonnenstrahlen, durch die Liebe, die unsere neuen Nachbarn in das Dekorieren ihrer Wohnung und Umgebung stecken.

Es ist, als hätte ich die Zeit, den Druck, die ständig mahnende Uhr, im alten Haus gelassen. Dort stresst sie mich auch noch, aber da darf sie gerne bleiben. Die Kurzbesuche, die wir bis zur Übergabe noch machen müssen, halten wir aus, wissen wir doch, dass wir jederzeit wieder an den Ort zurückkehren, der uns auftanken lässt.

Bedeutungslos

Und wieder fasziniert es mich, wie schnell ein Zuhause zu einem Ort der Enttäuschung wird. Wie schnell sich „angekommen“ in „bedeutungslos“ wandeln kann. Wie wenig ich die Beseitigung meiner inneren Unruhe, meines Aufgerieben-Seins dort für mich priorisiert habe und was für ein Geschenk es nun letztendlich war, irgendwo unerwünscht zu sein. 

Ohne meine Freunde und Familie sähe die Sache wohl anders aus.

Und dachte ich noch Ende letzten Jahres während der Geschichte mit Ben (zu der bei Gelegenheit auch noch mehr Infos kommen), dass die wahnsinnige Unterstützung, die ich da erhalten habe, ein Grund wäre, an diesem Ort zu bleiben, zeigt sich nun:

Meine Freunde und Bekannten sehen, wie gut uns allen der neue Ort tut.

Sie kommen einfach mit. Und machen so Zuhause für einen Ort, an dem ich glücklich bin und alle in meinem Herzen trage.

Lasst es euch gut gehen,

 

Kerstin mit Buddy, Amber und Ben

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert