„Können Sie schon darüber sprechen“ fragt mich die Dame am Telefon. „Ja, es ist alles gut so, wie es ist.“ sage ich und fahre mein Auto an den Straßenrand. Gerade eben war ich losgefahren, weg von Zissis Hof, weil ich nicht mehr bleiben konnte, mich bewegen musste, raus aus dem fürchterlichen Entsetzen über das, was da vor wenigen Stunden passiert war.
„Wir haben Buddy schon bei uns.“ fährt die Frau fort. Es fühlt sich gut an, besser als die Vorstellung, dass er das ganze Wochenende im Kühlhaus der Tierklinik liegt, und das sage ich ihr auch. Mein vor Trauer und Schock noch ungefilterteres Hirn ergänzt außerdem „mir ist klar, dass er bei Ihnen auch im Kühlhaus liegt, aber irgendwie fühlt sich das besser an.“ Die Dame am Telefon nimmt es gelassen und sagt etwas, dass sich so anfühlt, als sei es schöner für ihn bei ihnen.
Mir hilft das. Sehr.
Entscheidungen im Ausnahmezustand
Sie fragt mich, ob ich alles richtig angegeben habe, gestern, als ich Buddys Hülle in der Klink zurückgelassen habe, ob es richtig ist, dass ich ihn einzeln kremieren lassen möchte und ob ich schon eine Urne ausgesucht hätte. Nein, so schnell hat sich die ganze Sache doch nicht gesetzt, ich bin froh, dass die nette Ärztin in der Klinik mir ein wenig Fell abgeschnitten hat, an der Femurkopfresektionsstelle, da, wo alles vernarbt und noch ganz grün war von seinem Bad in Zissis Teich.
„Diese Stelle hat unser Leben verändert.“ habe ich ihr gesagt, als sie verwirrt war, weshalb ich für das Büschel ausgerechnet dort gewählt hatte und alles daran war wahr.
An keiner anderen Stelle seines sowieso schon sein Leben lang geschundenen Körpers hätte ich außerdem ein in der Todesnacht hereingeschnittenes Loch im Fell ertragen können. Sie band ein liebevolles Schleifchen um den Hals des Glasfläschchens und ich habe seitdem fürchterliche Angst, ich könnte es verlieren.
Nein, eine Urne hatte ich mir noch nicht gesucht. Sie bietet mir an, einen Link zu schicken und ich bin dankbar dafür. Ob ich einen Pfotenabdruck wolle, fragt sie mich, und ich, der sich nie für den Typ „Hundepfotentattoo“ hielt, bin noch dankbarer dafür, dass sie mir die Gelegenheit gibt, ja zu sagen, bevor es zu spät ist.
Bevor mich dann doch die Tränen übermannen, beende ich das Gespräch und fahre weiter. Ich bin froh darum, dass er in guten Händen ist. Noch froher und erleichtert allerdings darüber, dass es nur die Hülle ist, die, die seinen fröhlichen, junggebliebenen Geist eingeschränkt hat, und es sich jetzt einfach einfühlt, als läge er noch immer hinten im Caddy und wartete auf unseren nächsten Ausflug, unser nächstes Abenteuer.
Erinnerungsstücke, die tragen
Am Nachmittag schaue ich mir das erste Mal die Liste der Urnen durch. Trotz dem eben gesagten fühlt es sich falsch an, ihn in eine dieser Verpackungen zu füllen und dort zu behalten. Trotz aller Einschränkungen war er doch immer Leben und ich möchte nichts, was in der Zimmerecke verstaubt oder noch schlimmer – beim ersten Getobe der beiden Junioren vom Regal wackelt und auf dem Boden zerschellt. Überhaupt möchte ich so vieles nicht – kein Gold, keine Pfötchen, keinen Kitsch.
Am liebsten möchte ich das, was ihn verkörpert: Wald, Wandern und Abenteuer. Den Sternenhimmel vom Abend vorher, leuchtende kleine Funkel, die mich von nun an begleiten und trösten werden.
Stars started to appear, the more I looked, the brighter they became.
Überfordert schloss ich die Seite und dachte nach. Machte mir Gedanken, wie ich das Bild aus meinem Kopf würde umsetzen können, wusste intuitiv, wenn ich kontaktieren würde und liebäugelte mit einer simplen, geflammten Holzbox.
Als ich meine Tätowiererin besuchte und um Umsetzung meiner Idee bat, tat sich ein weiteres Erinnerungsstück von alleine auf: Ich würde mir seine Marke auf den Arm tätowieren lassen. Das Wunschbild würde Sarah dennoch für mich umsetzen.

Unerwartete Zeichen
Am nächsten Morgen wusste ich sicher, was ich wollte. Eigentlich plante ich, Rosengarten eine E-Mail zu schreiben, ich entschied mich jedoch, anzurufen, um alle Details genau zu besprechen. Als ich am Telefon meinen Namen sagte, stockte die Frau am anderen Ende. „Er ist gerade dran.“ platzte es aus ihr heraus.
Wir waren sprachlos und natürlich schossen mir direkt die Tränen. Sie hielt den Raum, hielt mich durchs Telefon, gab mir Zeit. „Vielleicht haben sie gerade besonders an ihn gedacht.“ Ich war dankbar für die einfühlsame Art, ihre liebevollen Worte. In einer solchen Zeit ist es nicht einfach, das richtige zu sagen, aber irgendwie schien auch sie ein Händchen dafür zu haben.
Einige Zeit später erhielt ich einen weiteren Anruf: Ich könne Buddy nun abholen. Durch den nicht vorhandenen Empfang in unserem Wohnort erhielt ich die Nachricht deutlich verspätet, dennoch durfte ich noch am selben Tag vorbei kommen, um nicht ein weiteres Wochenende ohne ihn zu sein.
Ich wusste nicht, was mich erwartete, war aufgeregt und nervös, hatte Angst, komplett zusammenzubrechen. Die letzten Tage hatte ich völlig lost meistens unterwegs und im Auto verbracht, den Camper nie ausgeräumt. Auf dem Weg zur Filiale in meiner Nähe rief ich meine Freundin Anni von Hund im Gepäck an. Wir sprachen viel, sie fühlte mit, war für mich da.
Kurz vorm vereinbarten Abholtermin, gerade saß ich noch im Auto am Parkplatz, blickte ich durch die Windschutzscheibe nach draußen und entdeckte – einen Regenbogen. Ich konnte es nicht glauben. Natürlich war es nun soweit – ich ließ den Tränen freien Lauf, sie strömten mir über die Wangen, dennoch war ich gleichzeitig irgendwie froh, gefühlt nicht alleine zu sein.
Dieser kurze Moment gab mir die Kraft, aus dem Auto zu steigen und mich dem zu stellen, was nun auf mich zukommen würde.
Eine würdevolle Übergabe
Ich klingelte, die Tür öffnete sich und es war alles völlig anders, als ich es erwartet hatte.
Es war ruhig. Ich wurde sanft willkommen geheißen. Kerzen brannten. Buddys Urne stand in einer liebevoll bereiteten Kiste auf einem dezent geschmückten Tisch, eine rote Rose steckte in einer kleinen Vase.
Es war wunderschön und das sagte ich meiner Ansprechpartnerin auch. Jeder Moment, jeder gemeinsame Schritt bis hierhin hatte sich nach einer liebevollen Begleitung mit der richtigen Mischung aus Unterstützung und Zurückhaltung angefühlt.
Keine Sekunde hatte ich das Gefühl, ich müsse mich in meiner Trauer verstecken, nie fühlte ich mich gedrängt. Wir hatten immer Raum und dieser gehörte Buddy und mir.
Als wir nach draußen gingen, fragte mich meine Ansprechpartnerin, ob sie denn meinen anderen Räubern „Hallo“ sagen dürfte. (An dieser Stelle sei mir verziehen, dass ich mich leider nicht mehr an den Namen der wirklich extrem netten Kollegin erinnere.)
Natürlich durfte sie das, ich wusste, dass meine drei Übrigen genau das lieben würden, dass Buddy genau so etwas auch gewollt hätte.
Echte Anteilnahme statt nur Routine
Ich öffnete die Schiebetür zum Caddy und was sie dann sagte, war das, was die ganze Sache für mich komplett authentisch, gefühlt und echt werden ließ: „Ist Indy mit Buddy verwandt?“
In diesem Moment wusste ich, sie sprach nicht nur einfach einen Namen aus, der auf die Urne graviert war, als sie sie übergab. Sie wusste, wer Buddy war, kannte seine Fellfarbe, seine Rasse. Und das, obwohl er ja in Hameln abgeholt und nach Hannover gebracht worden war. Ich holte ihn lediglich in der Nähe von Frankfurt ab. Noch heute wird es mir warm ums Herz beim Schreiben dieser Zeilen.
Denn was ist es, dass man sich in einer Zeit der Trauer mehr als alles andere wünscht? Echte Anteilnahme, ehrliches Mitgefühl und nicht jemand, der einfach nur seine Pflicht erfüllt!
Dankbarkeit inmitten der Trauer
Alles in allem hätte ich es mir nicht besser wünschen können und auch wenn ich hoffe, dass es dauert, bis ich meine Ansprechpartnerin dort wiedersehen werde, bin ich froh, in einer solch schweren Zeit solch tolle Unterstützung an der Seite gehabt zu haben.
Danke, Rosengarten Tierbestattung!
Disclaimer: Da ich hier positiv von den Services berichte, weise ich euch sicherheitshalber darauf hin, dass es sich hier um keine Kooperation handelt und wir alle Leistungen und Services selbst gezahlt haben.
Lasst es euch gut gehen,
Kerstin mit Amber, Indy, Ben und Buddy im Herzen