Die Entscheidung für den Zugwagen war gleichzeitig eine Entscheidung gegen das Wegfahren. Nicht schlimm, hatten wir doch in den letzten Jahren ziemlich wenig unserer eigenen Gegend erkundet. Und nachdem der Urlaub direkt mit Vorbereitungen für meine liebste Herbstsaison begonnen hatte und Halloween damit ziemlich präsent war, machte ich mich zusammen mit Ben bei diesigem  Wetter auf den Weg zu einer Wanderung rund um die Burg Frankenstein.

Die Burg Frankenstein liegt im nördlichen Odenwald, unweit von Darmstadt. Schon seit vielen Jahren ist sie hier bei uns vor allem bekannt als Gruselburg und das jährliche stattfindende Halloween-Event – das erste gab es wohl schon 1976! Im letzten Jahr hatte ich das unwahrscheinliche Glück, Karten für dieses Spektakel zu gewinnen. Seitdem gehört es zu meinen größten Wünschen, einmal selbst dort ein Geist zu sein. 

In diesem Jahr werden die Monster aufgrund von Sanierungsarbeiten auf eine andere Burg umziehen, ich fühlte mich also bei der Planung des Ausflugs einigermaßen sicher. 

Die Burg Frankenstein – das wahre Zuhause der Monster

Gegen Mittag starteten wir die in komoot mit fast vier Stunden und 13,2 km angegebene Tour. Aus vergangenen Dog-Hike-Tagen bin ich es gewohnt, dass diese Angaben eigentlich nie mit dem übereinstimmen, was wir dann tatsächlich laufen, daher habe ich dieser Beschreibung keine große Aufmerksamkeit geschenkt.

Um es kurz zu machen: Wir laufen nun einmal nicht mehr im Zug. Die angegebene Zeit haben wir tatsächlich gebraucht, allerdings haben wir uns auch ausführlich auf der Burg umgeschaut und einige Fotos gemacht. 

 

Vom Parkplatz aus ging es erstmal eine Weile bergauf, allerdings machten die Schönheit der Umgebung und die schmalen Trails, die relativ bald begannen, diesen Anstieg mit links wieder wett. Geführt von der blauen Burg auf weißem Grund erreicht man relativ schnell den vom Walderlebnis Frankenstein e.V. liebevoll gestalteten Pfad mit Kohlenmeiler und der zugehörigen Erklärung, wie Holzkohle hergestellt und genutzt wurde. Auf vielen Hinweistafeln finden sich interessante und teils kuriose Fakten über den Wald – hättest du gewusst, wie hoch das Laub des Waldes in 10 Jahren läge, gäbe es keine Lebewesen im Waldboden, die sich dessen annehmen würden? 

Baumuhren und Himmelsleitern

Vor der 330 Jahre alten Eichenbaumuhr habe ich möglicherweise ziemlich viel Zeit verbracht, um nach dem bisherigen Anstieg nicht gleich wieder die Himmelsleiter nach oben gehen zu müssen. Ganz ehrlich – normalerweise hätte ich solche Anstiege geliebt, zur Zeit bin ich allerdings wirklich aus der Form und habe mit solchen Steigungen ganz schön zu kämpfen. 

Im Innenhof der Burg Frankenstein angekommen, waren sofort sämtliche Strapazen vergessen. Ich bin kein ängstlicher Mensch, dennoch hörte ich selbst im Hellen und ganz ohne weitere Besucher die unheilvollen Glocken und das Rufen der Geister aus der letztjährigen Inszenierung in meinem Gedächtnis hallen. Trotzdem – die Faszination für das alte Gemäuer überwog und so machten wir uns nach einigen Aufnahmen vor dem Torturm auf den Weg ins Innere, bestaunten Gemäuer, Räume und herrliche Aussichten aus den Fenstern der Ruine.

Magnetische Felsen

Völlig begeistert von dem, was wir gerade gesehen und erlebt hatten, ging es über einen Barfußpfad weiter zum Ilbesberg und den Magnetfelsen. Hält man einen Kompass an die Felsen, so heißt es, dass dieser deutlich Anziehung mit wechselnden Richtungen anzeigt. Wir hatten keinen dabei, daher konnte ich das nicht überprüfen. Der Sage nach wurden die Magnetsteine von Hexen magnetisiert, die sich dort regelmäßig versammelt haben. Für Freunde des rational Erklärten ist klar, dass die Magnetisierung durch Blitzschlag erfolgte. 

Auch ohne Kompass lohnt sich der Besuch der herrlichen Felsformationen jedoch auf jeden Fall.

Zurück durch die Felsen zieht sich der Weg weiter durch magischen Märchenwald. Immer noch leicht angegruselt, erschrak ich ziemlich über ein Baby-Mulltuch, das sich im Baum verfangen hatte – fast hätte ich für einen kurzen Moment an Geister geglaubt!

Wetterkapriolen

Plötzlich begann das Wetter umzuschlagen. Tropften zuerst noch kleine Niesel vom Himmel, die mich überlegen ließen, ob wir die gerade im Sichtfeld auftauchende Schutzhütte aufsuchen sollten, war ich sehr froh, mich schnell für “ja” entschieden zu haben. Von jetzt auf gleich schüttete es wie aus Eimern! Die Rinnsale auf dem Waldboden verwandelten sich ruck zuck in große Pfützen und spülten über die Wege. Wir harrten eine Weile in unserem Unterschlupf aus, da wir für die Strecke jedoch schon eine Weile unterwegs waren, entschied ich mich schließlich dafür, mich in die Regenjacke zu packen und wieder auf den Weg zu machen. 

Bereits auf den ersten Metern des Blumenwegs wurde der Himmel bereits freundlicher, die Wolken brachen auf und auch wenn neben uns noch das eben geschaffene Bächlein plätscherte, zog ich frohen Mutes die Jacke wieder aus und wählte die Abkürzung zum Auto zurück. Ben trabte klatschnass, aber weiterhin fröhlich, vor mir her und ich spürte, wie sehr ich es liebte, dass er einfach mit Feuereifer bei allem dabei ist – genau wie Buddy lässt auch er sich nicht beirren von Regen, Wind und Wetter, solange wir gemeinsam die Welt erkunden. 

Folgt mir, ich kenn’ eine Abkürzung

Kaum hatten wir das Wühlmaushotel, das erste Highlight der selbstgewählten Abkürzung, erkundet und wieder verlassen, begann es erneut zu regnen. “Das hört gleich wieder auf” dachte ich und marschierte fröhlich weiter, versunken in die Landschaft, in der es langsam Herbst wurde. Im Hintergrund grollte es. Gewohnt, dass meine Hunde auf Gewitter reagieren, dachte ich mir rein gar nichts dabei, trabte Ben ja weiterhin glücklich und entspannt vor sich hin. 

Machen wir es kurz: Es hat nicht aufgehört. Und Ben reagiert nicht auf Gewitter. Vertrauensvoll ist er mit mir unterwegs, egal, was außen herum passiert. Eigentlich schön. Weniger schön, dass es nun erneut richtig tratschte. Fette Regentropfen hatten mich innerhalb weniger Sekunden komplett durchnässt und jegliche Sicht durch die Gläser meiner Brille unmöglich gemacht. Wir liefen und liefen und ich versuchte, im Schutz des letzten trockenen Zipfels meines Holzfällerhemdes den neu gewählten Weg auf dem Handydisplay zu finden. Nachdem wir bereits ein ganzes Stück Landstraße gelaufen waren und ich schon begann, im Kopf meine Schritte zu zählen (untrügliches Zeichen dafür, dass ich genau JETZT wirklich GAR KEINE LUST mehr habe, weiterzugehen), fiel mir auf, dass wir irgendwo eine Abzweigung verpasst hatten. Ich fluchte mich zurück den Berg hinauf, während der Handyakku quasi im Gleichschritt an Ladung verlor. 

Gewitter im Wald und Angst im Kopf

Im Wald angekommen, rumpelte es laut. Das Gewitter war angekommen. Verzweifelt versuchte ich, mich zu erinnern, was ich erst vor Kurzem gelesen hatte. War es wirklich so gefährlich, das Gewitter im Wald? Was war nochmal der Rat des Survival-Autoren gewesen? Natürlich fiel es mir nicht mehr ein. Und wenn ich vor etwas Angst habe, dann sind es – ja, Wildschweine, und eben Gewitter im Wald. Panik machte sich in mir breit, gleichzeitig weiß ich, dass das keinen Sinn macht und so versuchte ich, mich im Sinne der Stimmungsübertragung zu beruhigen, um Ben nicht auch noch mit meiner Angst anzustecken. 

Übrigens empfiehlt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, sich natürlich vorher über das Wetter zu informieren. Wird man im Wald von einem Gewitter überrascht, sei es jedoch sinnvoll, zwischen Laub- und Nadelbäumen zu unterscheiden. Bei Laubbäumen besteht die Gefahr dünner, herabfallender Äste, während Nadelbäume eher vom Wind umgeworfen werden können. Junge Nadelbaumbestände seien eher alten Laubholzbeständen vorzuziehen. Weitere Informationen finden sich auf der entsprechenden Homepage.

Der Handyakku stand mittlerweile bei 8%, wir hatten noch gute 25 Minuten Weg vor uns, das Display ließ sich aufgrund des Regens jedoch nicht mehr bedienen. Genau in diesem Moment stellte ich fest, dass wir ein Wegkreuzung erreicht hatten, auf der wir auf dem Hinweg schon einmal abgebogen war. Diese war zwar nicht Teil der ursprünglich geplanten Abkürzung gewesen, sicherte mir aber auch ohne funktionierendes Handy den Weg zurück zum Auto.

Mit einem Prozent zurück am Auto

Insgesamt erreichten wir so etwas mehr als 14 anstelle der ursprünglich angekündigten 13,2 km. Ich war ziemlich froh, im Caddy-Camper noch ein Mikrofaser-Handtuch und die zum Hundehandtuch umfunktionierbare Badematte zu haben. So trocknete ich uns beide, bereitete Ben den Hundeschlafsack auf der Schondecke aus, um sicherzustellen, dass er auf der Heimfahrt nicht auskühlen konnte. Zwischenzeitlich hatte sich nämlich herausgestellt, dass mein Handy so nass geworden war, dass ich es auch nicht mehr laden und damit als Navi nutzen konnte, daher stellte ich mich auf eine etwas längere Fahrt nach Hause ein. 

Bevor es losging, kuschelte ich jedoch noch eine Runde mit dem kleinen Juniorrabauken, denn eines hat sich spätestens auf dieser Runde deutlich gezeigt: Aus dem kopflosen Ribbel-Hibbel ist ein ganz toller, abenteuertauglicher Begleiter geworden!

Lasst es euch gut gehen!

Kerstin mit Buddy, Amber und Ben

 

Hinweis: Die Sanierungsmaßnahmen auf der Burg Frankenstein dauern noch bis voraussichtlich 2028 an, es kann daher sein, dass die Burg nicht immer offen ist. Informiert euch daher vor eurem Besuch!

Wer Lust auf das erwähnte Halloween-Spektakel hat, kann dies in diesem Jahr auf der Burg Königstein anschauen. [unbezahlte Werbung]

 

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