MiDoggy ruft wieder zu einer Blogparade auf – Zweithund – Immer eine gute Idee? Wer schon ein bisschen bei uns gestöbert hat, weiß vielleicht, dass ich mit meiner Entscheidung manchmal nicht so sicher war. Aber der Reihe nach:
Bereits als Teenager habe ich davon geträumt, mit nicht nur einem Hund unterwegs zu sein. Zwei brave, frei laufende Rabauken waren im Traum immer an meiner Seite, Blumenwiese, Sommersonne, ihr wisst schon. Als mein erster Hund bei mir einzog, war der Gedanke gar nicht mehr präsent. So glücklich war ich mit ihm, ich war fast nie ohne ihn anzutreffen, er hat mich voll und ganz erfüllt. Lediglich wenn ich mit einer Freundin und ihrem kleinen Teufel unterwegs war, habe ich das ein oder andere Mal darüber nachgedacht, ob nicht ein kleiner Rehpinscher (wie ich ausgerechnet auf diese Rasse kam, weiß ich nicht mehr) unser Rudel perfekt ergänzen würde. Letztendlich ist stattdessen eine Katze aus dem Tierschutz bei mir eingezogen und das Thema war vom Tisch.
Auch als ich Buddy bei mir aufnahm, hatte ich ursprünglich keinen Zweithund im Sinn, auch wenn im damaligen katarischen Umfeld ein zweiter fast noch wenig war. Rudel mit fünf bis sechs Hunden sind dort keine Seltenheit, allerdings ist die finanzielle und vor allem Wohnsituation auch nicht vergleichbar mit Deutschland.
Etwas weniger als ein Jahr später zog dennoch Amber bei mir ein. Wollte ich sie zuerst nur von der Straße und aus der Sonne holen, hatte sie ganz anderes im Sinn: schnell schlich sie sich zuerst in sein und schließlich auch mein Herz und blieb. Obwohl ich anfangs zweifelte, redeten Freunde und Bekannte mir gut zu und so bekam sie schnell ihr eigenes Hundebett. Daher wahrscheinlich auch die Warnung, nie “einfach mal nur gucken” zu fahren – zu schnell ruft das Herz ja und hat Kopf und Bauch genauso um den Finger gewickelt, wie der kleine Welpe, der euch jedes verfügbare Spielzeug vor die Füße legt.
Was sind nun die Voraussetzungen für einen Zweithund?
Hier fällt es mir bereits schwer, Prioritäten zu setzen. Einige Themen wie finanzieller Spielraum, Platz und Zeit sind sicherlich indiskutabel und essentiell, allerdings ist mir durchaus bewusst, dass sich Lebenssituationen verändern können und es dennoch möglich ist, ein Rudel zu halten. Idealerweise sollten beim Einzug eines zweiten Hundes jedoch der Kopf frei und das Portemonnaie ausreichend gefüllt sein, um auch für unerwartete Vorfälle gewappnet zu sein.
Sieht man sich die Empfehlungen zu Alter, Erziehungsstand, Charakter und Wesen der Hunde an, sind wir mit unserer Wahl das Paradenegativbeispiel aus dem Comedy-Show-Programm. Beide Hunde sind lediglich ein Jahr auseinander, Buddy war in seiner Erziehung noch nicht – wie heißt es so schön – “gefestigt” (wird er das jemals werden?), Amber scannt als Sichtjäger den Horizont und ihr Schäferhundherz ist immer im Dienst, während Buddy die Nase nur vom Boden hebt, um passierende Spaziergänger oder andere Lebewesen neugierig und mit offenem Herzen zu begrüßen. Amber hingegen ist zuerst eher distanziert und entscheidet genau, wem sie ein wenig ihrer Liebe und Aufmerksamkeit schenkt. Ganz abgesehen davon, dass Amber ein Laufhund ist und Buddy durch seinen Unfall körperlich eingeschränkt.
Was ich damit sagen will? Es geht. Natürlich. Sicherlich profitieren beide in unterschiedlichen Situationen auch unheimlich voneiander. ABER: Für mich als Halter bedeutet das doppelte Arbeit. Doppelt zur sowieso schon doppelten Arbeit. Differenziertes Eingehen auf zwei völlig unterschiedliche Charaktere, noch konsequenteres Erziehen, Auslasten auf zwei völlig verschiedenen Ebenen, dadurch häufig mehr Zeit und vor allem auch häufig ein Hund alleine zuhause, um dem anderen wirklich gerecht zu werden. Das alles zusätzlich zu den Grundtrainingsvoraussetzungen für einen Zweithund. Aus meiner Erfahrung kann ich daher heute nur zustimmen: Möchtest du es dir einfacher machen, erziehe zuerst einen Hund konsequent und entscheide dich dann für ein zweites Tier, das zumindest nicht in allen Bereichen der Skala dem anderen entgegen steht, sondern ihm eher ähnelt.
Ein weiterer zu beachtender Aspekt: Dadurch, dass beide fast gleich alt sind, ist die Gefahr natürlich groß, dass ich zu gleicher Zeit zwei kranke, alte Hunde bei mir haben werde und in kurzer Zeit den Verlust beider Rabauken verkraften muss. Hoffen wir, dass es noch sehr sehr lange hin ist bis dann.
Was sagt der erste Hund dazu?
In meinem Fall ergänzen sich beide glücklicherweise auf jedem nur erdenklichen Level. Sie mögen sich und haben das von Anfang an getan, sind wie Geschwister. Und auch die Tatsache, das Buddy nicht gesund ist, spielt in unserem Fall keine große Rolle. Wenn er nicht mehr kann, nimmt er sich raus, wird Amber unverschämt und will das nicht akzeptieren, wird er deutlich. Akzeptiert sie es noch immer nicht, schreite ich ein. Nie gab es zwischen beiden Futterneid oder irgendwelche bedrohliche Aggression, auch nicht im Zusammentreffen mit anderen – ein großes Glück! Ich kenne Beispiele, in denen die Konstellation nicht so gut funktioniert hat und plötzlich die Entscheidung, welcher Hund nun abgegeben wird, nicht mehr eindeutig war.
Gibt es gesundheitliche Einschränkungen beim Ersthund, die durch Stress verschlimmert würden, so ist es sicherlich ratsam, den Einzug eines weiteren Rabauken mit dem Tierarzt zu besprechen. Generell finde ich persönlich es auch eine gute Idee, bei der Auswahl den Hundetrainer des Vertrauens hinzu zu ziehen, der vielleicht abseits von Herz, Bauch und eigenen Wunschvorstellungen eine Empfehlung geben kann.
Soweit zu den Hunden
Was mir in vielen Ratgebern fehlt, ist eine genaue Betrachtung der menschlichen Voraussetzungen. Hier meine ich nicht die äußeren Umstände, sondern die charakterlichen Eigenschaften des jeweiligen Halters. So wichtig ist mir das, weil ich selbst noch mitten drin stecke in der Entwicklung, den Anforderungen gerecht zu werden, die mehrere Hunde an dich stellen. Und auch das ist ein Aspekt im verantwortungsvollen Umgang mit dem Tier. Bist du selbst geeignet, zwei Hunde zu führen? Angstfrei und möglichst gelassen und unbeeindruckt in stressigen Situationen beiden Tieren ein Vorbild zu sein, Orientierung zu bieten auch wenn die Gruppendynamik zwischen den beiden entscheidet, dass sie das ohne dich können? Ich konnte es lange nicht. Und ich gehörte zu den Leuten, denen ein gewisses Talent im Umgang mit Hunden nachgesagt wurde. Eine Art Hundemagnet. Häufig habe ich Freunden bei Verhaltensproblemen mit ihren eigenen Rabauken unterstützt. Dennoch habe ich bis heute zum Teil noch meine Schwierigkeiten damit, wenn ich gestresst bin, keine Lust auf einen Spaziergang habe, es dennoch voll ist, oder wenn ich mich einfach nicht konzentrieren kann auf beide Hunde, weil vielleicht eine Begleitung beim Spaziergang dabei ist. Schneller als ich haben beide gemerkt, wenn ich nicht bei der Sache bin und dann noch schneller entschieden, zu übernehmen – mit Recht, einer muss ja mit gutem Beispiel voran gehen. Ob das dann allerdings so aussieht, wie man sich selbst das vorstellt und die Außenwelt es erwartet, sei dahin gestellt. Kurz gesagt: Zwei Hunde erwarten deine volle Aufmerksamkeit, erwarten, dass du Führungsqualitäten vorweisen kannst, erwarten, dass du ein guter Teamleiter bist. Bist du das nicht, dann bewirbt sich ein anderer auf deinen Job.
Auch hier: Es geht. Natürlich. Aber ich hätte es mir viel einfacher gemacht, hätte ich mich mit der Entscheidung, Amber zu behalten, gleichzeitig mit der Gruppendynamik in einer Hundegruppe beschäftigt, anstelle zu hoffen, dass mein bisheriger Umgang nun einfach auf zwei gemünzt schon ausreichen würde.
Kannst du die Vorstellung ertragen, dass der erste möglicherweise an zweite Stelle rückt? Weil die beiden das so untereinander ausgemacht haben? Bist du zufrieden mit den Aufgaben, die sie sich untereinander zugestehen, auch wenn das vielleicht bedeutet, dass du den Neuen ein wenig bevorzugen und den bisherigen Liebling ein wenig einschränken musst? Auch das war bei mir häufig ein Problem, vor allem, da die Verbindung zu Buddy “einfach klickt”, während ich mit Amber intensiv arbeiten muss. Oft fiel es mir nicht leicht, ihr an anstrengenden Tagen die Privilegien zugestehen zu können, die Buddy schon lange für sie akzeptiert hatte.
Also doch lieber keinen Zweithund?
Trotz aller Bedenken, ich möchte keinen von beiden missen und kann mir ein Leben mit nur einem Hund trotz aller Herausforderungen nicht mehr vorstellen. Es gibt für mich nichts schöneres, als die beiden miteinander toben zu sehen. Die kleinsten Kleinigkeiten machen mich unglaublich glücklich: wenn sie ihn im Obergeschoss abholt, wenn ich mich zum Spaziergang anziehe, wenn er sich an sie kuschelt und sie mit ineinander verknoteten Beinen gemeinsam im Bett liegen, wenn er versunken in seine eigene Geruchswelt beim Spaziergang entlang schlurft und sie es schafft, ihn zum Toben und Spielen zu animieren. Durch beide habe ich unheimlich viel gelernt. Das wiederum hat mich auch persönlich und in anderen Lebensbereichen weiter gebracht.
Daher mein Fazit: Seid euch der Herausforderungen bewusst. Sprechen Bauch, Herz und Kopf nach allen Überlegungen noch immer im Einklang ein ja, dann los, einfach mal gucken!
Für alle, die sich gerne noch umfangreicher informieren möchten , haben wir noch ein paar Leseempfehlungen:
Habt Spaß und lasst es euch gut gehen.
Sie
Ich war auch mal an dem Punkt, an dem ich überlegt habe, mir einen zweiten Hund in mein Leben zu holen. Heute bin ich froh, es nicht getan zu haben. Auch wenn ich selbstständig bin und mir meine Arbeit und Zeit einteilen kann, werde ich Cabo so gerecht, wie er es braucht. Ich wüsste aber ehrlich gesagt nicht, wie ich mich angemessen, um einen zweiten Hund kümmern sollte. Cabo ist jetzt in einem Alter, in dem er sehr pflegeleicht ist und wir ein eingespieltes Team sind, das genieße ich sehr. Ob es mit einem zweiten Hund genauso wäre, weiß ich nicht. Hinzu kam damals, dass ich mir einen zweiten nicht hätte leisten können. Heute ginge das. Aber ich würde z.B. meinen Eltern keine 2 Hunde zumuten wollen, wenn ich terminlich stark eingebunden bin. Für meine Lebenssituation ist ein Hund genau das Richtige. Und Cabo ist auch ausgeglichen und zufrieden. Das ist das Wichtigste.
Liebe Grüße
Silvana
Richtig, das kommt noch dazu, dass es schwieriger ist, zwei Hunde betreuen zu lassen. Einen hat man schnell mal unter, auch für einen Spaziergang wenn man selbst mal nicht fit ist, bei zwei (großen) sieht das schnell anders aus.
Und am wichtigsten ist sowieso, dass es für euch so passt, wie es ist. Liebe Grüße von uns! ?
Mehr als ein Hund, ein Rudel – toll. Aber… ja, schön, wir hatten fast immer mehr als ein Tier. In den Zeiten, als wir Hunde und Katzen hatten: die haben sich großartig verstanden, ja, teilweise waren es echte Freundschaften. Und die Katzen gingen mit spazieren, wenn wir mit dem Hunde liefen. Man hat sich gegenseitig geachtet, man hat sich teilweise das Futter geteilt (ja, teilweise..) oder die Welpen/Kätzchen gegenseitig besucht und willkommen geheißen. Dann kam unsere gegenwärtige Hündin (verstand sich mit den Katzen aber! – eine dieser war oberfrech, wollte der Hündin gleich mit sämtliche Krallen den Schneid abkaufen, na schön, das hat auch geklappt: bis zum Freßnapf. Da glaubte die Katze ran zu dürfen und die Sache hat sich noch einmal klar gedreht: Chef ist der mit dem größeren Maul). Die Hündin bekam Welpen – und später kam unser Dackelrüde dazu (ach ja, einen Vorgänger hatte der schon: nie wieder Rüden! Diese selbstsüchtige Rüpelbande!). Und der kleine Dackel orientierte sich an seiner großen Partnerin, wir Menschen sind sowas von nebensächlich – das ist teilweise nicht mehr schön. Da muß man aufpassen! Klar, wenn er allein dabei ist klappts, soweit das mit Dackelrüden überhaupt klappt. So mit Folgen und dergleichen. Aber zum Positiven: bei weiteren Würfen war er der Onkel – und das war hilfreich, köstlich anzusehen und einfach nur Hund pur! Die Welpen habe so viel von ihm gelernt, zwar rasend schnell größer wie er, aber dass der erwachsene Hund Chef war und gleichzeitig Spielpartner, das war so wunderbar zu sehen!
Ich lese eigentlich überall bloß keine zwei gleichaltrigen Hunde … Nach dem Tod unseres Schäferhundes Tobi im Alter von 10 Jahren Ende 2016 waren wir wie die meisten ambivalent in unserer Trauer, das ging von „nie wieder“ bis sofort. Die Leere überwog und so machten wir uns zu einem Züchter auf – aus dessen Zucht auch eines der Elterntiere unseres Tobi stammte, und siehe da, er hatte noch zwei Welpengeschwister, eine Hündin und einen Rüden. Beide waren ganz allerliebst und spielten auch wunderschön miteinander. Zu uns nahmen sie sofort beide freundlichen Kontakt auf. Wir sollten uns entscheiden welcher es werden sollte. Wieder ein Rüde wie Tobi? Tobi war unser Seelenhund, den konnte man nicht ersetzen. Dann doch lieber eine Hündin? Es kam wie es kommen mußte, wir verließen den Züchter mit zwei Schäferhundwelpen. Wir nannten sie Bonnie & Clyde und was folgte war eine unheimlich aufregende und abwechslungsreiche Zeit. Klar gab es das übliche „Welpenchaos“ mit angefressenen Teppichen, Türrahmen und Wandecken, aber nach einem Jahr war auch diese Phase vorüber und eine Renovierung von Zeit zu Zeit hat noch keinem Haus geschadet. Bonnie ist ein Wirbelwind, Clyde eher der ruhige Typ. Bonnie ist ein richtiges „Mädchen“, wenn es etwas zu bewachen gibt, schickt sie Clyde vor. Bonnie ist andererseits für das „soziale“ zuständig. Wenn Clyde nachts raus mußte kommt Bonnie an uns zu wecken, natürlich auch, wenn sie selbst raus muß. Inzwischen dürfen wir aber so lange schlafen, wie wir wollen. Bonnie hatte früh die erste Hitze, das war die einzige Zeit, wo wir die Hunde getrennt hatten. Wir fuhren mit Bonnie 14 Tage in den Urlaub und Clyde war bei Freunden mit einem älteren Rüden untergebracht. Drei Monate nach der ersten Hitze erfolgte die endoskopische Kastration von Bonnie, was diese ohne jede für uns erkennbare Nebenwirkung „weggesteckt“ hat. Inzwischen haben wir zwei tolle Junghunde, die auch schon viel von der Welt gesehen haben, sie dürfen in jeden Urlaub mit. Wenn Hunde kein Nebenbei sind, sondern einen Schwerpunkt im Lebensentwurf darstellen, dann sind zwei gleichaltrige Hunde eine ganz tolle Erfahrung.
Sicherlich ist das eine wunderbare Erfahrung. Bei zwei oder mehreren Hunden bin ich generell der Meinung, dass die Hunde kein Nebenbei mehr sein können, sondern automatisch einen Schwerpunkt im Lebensentwurf darstellen sollten. Dennoch sollte denke ich auch bedacht werden, was wäre, wenn es nicht so gut läuft bzw. was anstehen kann, wenn die beiden dann älter werden. Ich persönlich bin mit meiner Entscheidung, zwei fast gleichaltrige Hunde zu haben, nicht unglücklich und ich hoffe, das ist im Text auch nicht so rüber gekommen.
Wow! Toller, differenzierter und sehr hilfreicher Beitrag! Seit ich meinen ersten Hund habe, fühle ich mich doch zeitweise verführt, mir einen älteren aus dem Tierschutz dazu zu holen. Ich werde mir das weiterhin gut überlegen und vielleicht einfach mal genießen, dass Hanni zeitweise schon aus der wilden Zeit raus ist…bevor jemand neues einzieht. Außerdem möchte ich erstmal EINEN Hund gelassen und zuverlässig durch alle Situationen führen können. Danke für diese Sichtweise!
Lieben Gruß, Jule
Danke für das Kompliment – das freut mich sehr! Wir sind gespannt, wie ihr euch letztendlich entscheidet. Liebe Grüße von uns, Kerstin, Buddy und Amber
Wir bzw. ich besitze nur einen (eigenen) Hund. Allerdings ist immer mal wieder ein Vierbeiner aus dem Familien- und Freundeskreis bei uns 🙂
Ich persönlich “glaube” dass Fiete sehr glücklich über Rudelzuwachs wäre, allerdings findet er es auch nicht sooo unglaublich furchtbar mit mir allein… und wie gesagt – wir haben oft genug Besuch für einige Tage.
Ich denke, wenn sich mein Leben festigt (bin aktuell noch in der Ausbildung), dann wird ein zweiter Hund einziehen. Noch möchte ich mich aber voll und ganz auf Fiete konzentrieren.
Liebe Grüße,
Jenny u. Fiete 🙂