Nach all den Vorsätzen und Veränderungen und zur Feier über den Mut, in Teilzeit umzusteigen, haben eine Freundin und ich uns im Januar ein Wochenende an der holländischen Nordsee gegönnt. Zuerst war da nur der Wunsch, den Kopf frei zu kriegen, gepaart mit einer großen Portion Meerweh.

Da wir an keinem langen oder besonderen Wochenende in der Nebensaison verreisen wollten und Holland als sehr hundefreundlich gilt, gingen wir davon aus, dass es kein großes Problem sein sollte, eine Unterkunft für uns vier zu finden. Aber weit gefehlt – ich habe noch nie so lange gesucht, bis uns etwas passendes unterkam! Die einschlägigen Ferienhausportale lockten zwar mit günstigen Angeboten, die tatsächlichen Preise schossen dann jedoch weit über jedes Ziel und gesetzte Budget hinaus. Eine Unterkunft auf einem im Winter leeren Campingplatz abseits vom Schuß? Wir waren uns nicht sicher. Als uns schließlich das von uns favorisierte Haus nach zweimaligem Nachfragen einen Aufschlag von 100 EUR für zwei Nächte mit zwei Hunden anbot, war die Enttäuschung groß und wir mit unserer Geduld am Ende.

Genau zu diesem Zeitpunkt flatterte die neue DOGS ins Haus – mit einem Artikel über Zeeland und eine Empfehlung zu einem kleinen aber feinen Bed & Breakfast genau nach meinem Geschmack: Das B&B Zee van Tijd in Domburg. Aufgeregt sendete ich eine Email und wartete gespannt. Nur eines der vier Zimmer lässt sich mit Hunden buchen – sollten wir etwa diesmal Glück haben?

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Wir sollten. Der Inhaber war sehr nett, sendete uns ein transparentes und faires Angebot, welches glücklicherweise in unserem Budget lag und stellte ein paar – wie er sagte – strenge Regeln für die Hunde auf: Sie dürfen außer beim Frühstück nicht alleine im Zimmer bleiben, nicht unangeleint auf der Terrasse laufen und nicht im Bett schlafen. Für mich völlig normale Verhaltensweisen in Ferienwohnungen, weshalb wir begeistert zusagten.

Freitag nachmittag fuhren wir los. Wie immer war es eine Herausforderung, sich durch den Stau aus der Kölner Umgebung zu kämpfen und so kamen wir letzendlich trotz ausreichend Puffer erst mit etwas Verspätung am Zielort an. Der Inhaber empfing uns freundlich, zeigte uns Zimmer und Frühstücksraum, erklärte uns den Weg zum Parkplatz (eine Parkkarte für die Dauer des Aufenthaltes gehört zur Buchung dazu) und entließ uns mit einer Restaurantempfehlung in unseren Abend. Direkt hatten wir das Gefühl, wir hatten jeglichen Streß hinter uns gelassen. Notdürftig verstauten wir unsere Sachen und konnten es kaum abwarten, dem Meer einen Besuch abzustatten und die ahnungslosen Rabauken damit zu überraschen. Vom B&B aus läuft man nur eine wenige Minuten zum Strand.

Kaum dort angekommen, flippten beide Rabauken völlig aus. Vor allem Buddy flitzte den Strand entlang, fing eine Welle nach der anderen und rieb und panierte sich im Sand, dass mir fast die Tränen kamen. Wie konnte ich diesen Hund nur jemals aus der Wüste und vom Meer weg nach Deutschland verfrachten?

“I need Vitamin Sea”

Buddy – eigentlich immer

Obwohl es bereits stockdunkel war, nahmen wir uns ausgiebig Zeit, lauschten den Wellen und ließen die Beiden ausgiebigst am Strand toben. Durchgepustet und bereits sehr entspannt machten wir uns auf den Weg zurück in die Unterkunft, packten unsere Sachen aus und uns ins Bett, bereit, am nächsten Morgen noch einmal den Strand und anschließend das Städtchen zu erkunden.

Entsprechend früh waren wir am Samstag wach. Wenig hielt uns in den Betten, schnell die Klamotten übergezogen und ab zurück ans Meer. Was für eine Freude, niemand da außer uns. Raus aus der Enge der Hundeautobahn vor der eigenen Haustür, hinein in endlose Freiheit. Genug Übersicht, um das Toben und Ambers Windhundradius nicht kommentieren zu müssen, einfach mal sein lassen, beobachten, genießen.

Nachdem sich die beiden ein wenig ausgetobt hatten, machte sich in unseren Mägen ein leichtes Grummeln breit. Vom Kaffeeduft magisch angezogen ging es wieder zurück ins B&B, die Hunde wurden entsandet, zum Schutz des Zimmers mit Bademänteln versehen und ihr Magengrummeln beseitigt bevor wir uns aufmachten an den für uns gedeckten Tisch.

“Das hat sie ja noch nie gemacht”

Eine liebevoll hergerichtete Auswahl an Leckereien erwartete uns: frischer Orangensaft, Obstsalat, Croissants und Butter, Käse, Marmelade und Wurst sowie besagter frischer Kaffee. Ich hatte es mir gerade auf meinem Stuhl bequem gemacht, lehnte mich zurück, sah aus dem Fenster in unser gegenüberliegendes Zimmer, da sah ich sie: Miss Polizei-vom-Dienst, Frau Ich-habe-alles-im-Blick, mit stolzgeschwellter Brust und langgestrecktem Hals, geschmückt im violetten Bademantel. Auf! Dem! Bett! Leider war ich nicht die einzige, die das bemerkt hatte, brachte mir der Hausherr doch just in diesem Moment meinen Kaffee. Ich stürzte auf, rannte hinüber und fast wäre es passiert, fast hätte ich ihn gesagt, diesen Satz, dieses “das hat sie ja noch nie gemacht”. Seelenruhig empfing Ihre Hoheit mich, noch immer auf den weichen Federn thronend, ohne jeglichen Hauch von Ahnung, weshalb ich so aufgeregt ins Zimmer gestürzt kam und auch nur widerwillig dazu zu bewegen, von ihrer so perfekten Aussichtsplattform aufzustehen. Zum Glück hat das Zimmer Vorhänge, so dass das Frühstück ohne weitere Störungen vonstatten ging, nachdem ich sie zart daran erinnert hatte, welches Bett das ihre ist.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf, das kleine Städtchen zu erkunden. Obwohl es noch kalt war, drängten sich die Bewohner und anderen Gäste am Straßenrand in den kleinen Cafés, in dicke Wolldecken eingehüllt, bereit, die ersten Sonnenstrahlen zu genießen. Zu ihren Füßen ruhte fast immer ein hündischer Begleiter. So schön der Anblick auch ist, wer uns schon eine Weile folgt, weiß, dass die Flaniermeile damit zur persönlichen Hölle mutierte. Amber kam gar nicht mehr aus der Aufregung heraus; im Gegensatz zu Buddy, der das einfach hinnahm und fix und fertig vom morgendlichen Ausflug an die See schien, steigerte sie sich immer mehr hinein. An ein Beruhigen oder entspanntes Spazieren war nicht mehr zu denken. Im B&B konnten wir sie nicht alleine lassen, also entschieden wir, sie ins Auto zu bringen. Dort hatten sie ausreichend Platz, eine gemütliche Daunendecke und glücklicherweise waren es Plusgerade und dennoch nicht zu warm. Mit einem etwas mulmigen Gefühl machten wir uns auf den Weg, die Stadt noch einmal ohne Rüben in Augenschein zu nehmen, schauten uns in den Einrichtungsläden und Boutiquen um, um anschließend noch ein wenig für den Nachmittagssnack einzukaufen. Als wir zurück ans Auto kamen, fanden wir die Beiden tief und fest schlafend und zufrieden vor – was bin ich häufig doch froh, so roadtrip- und reiseerfahrene Rabauken zu haben.

Wir machten uns zurück auf den Weg in die Unterkunft, aßen unseren Salat, tranken unseren Kaffee und ruhten uns ein wenig aus. Genau rechtzeitig, denn mittlerweile hatte sich das Wetter um 180 Grad gedreht und es schüttete und stürmte ohne Unterlass. Umso schöner war es, entspannt die letzten Stunden Revue passieren zu lassen und sich in Ruhe auf die Suche nach einem Restaurant für den Abend zu machen.

Ins stylische Restaurant mit den Rabauken?

Zunächst war ich mir nicht sicher, ob es nach dem stressigen Nachmittag eine so gute Idee wäre, die beiden Rabauken noch einmal in ein in meiner Vorstellung prall mit brävsten Hunden gefülltes Restaurant mitzunehmen, spielende Kinder am Boden, meine Beiden nass und wild über Tische und Bänke tobend – es lebe die ewig währende Negativität! In Realität waren wir nicht das erste Mal im Restaurant und bisher haben sich beide immer vorbildlich benommen. Restaurants gibt es in der winzigen Stadt zur Genüge, vom Chinesen über die kultige Burgerkneipe bis hin zum Mexikaner. Vom Gastgeber war uns das Markt Zes empfohlen worden, wo wir letztendlich auch landeten. Das Personal empfing uns und die nassen Rabauken freundlich und wies uns einen Tisch hinter einer Trennwand zu – nicht im Abseits, stattdessen genau perfekt, um der ewig wachenden Polizistin unter uns für einen Abend den Job zu nehmen. Das Restaurant ist sehr stylisch eingerichtet und hat eine ausgefallene Karte, auf der dennoch für jeden etwas dabei ist. Wir haben sehr gut gegessen und einen sehr entspannten und lustigen Abend dort verbracht. Die Rabauken haben sich (natürlich) vorbildlich benommen und waren gern gesehen. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

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Müde von den Erlebnissen des Tages steuerten wir im Regen schließlich wieder das B&B an, wo wir uns nur noch bettfertig machten und dann schnell tief und fest an unseren Matratzen horchten.

Am nächsten Morgen trieb es uns nicht ganz so schnell aus den Federn – ein Fehler, hatte ich mich doch schon auf einen weiteren Morgen alleine am Strand gefreut. Weit gefehlt! Nur eine Stunde später mussten wir uns den Strand schon mit anderen Hundebesitzern und Joggern teilen. Absolut verständlich, dennoch sank meine Laune für einen kurzen Moment auf den Nullpunkt, hatte ich mich doch so nach entspanntem Fotografieren ohne jegliche Störung gesehnt. Die aufgehende Sonne und die Wolkenspiele am Himmel versöhnten mich doch schnell mit der Situation und ich entspannte mich und ließ die Beiden wieder laufen und toben.

Zurück im B&B genossen wir erneut ein liebevoll hergerichtetes Frühstück. Selten habe ich mich innerhalb so kurzer Zeit so schnell entspannt und befreit gefühlt. Das lag sicherlich auch an der rundherum zuvorkommenden Art des Gastgebers, der mich das ein oder andere Mal direkt daran erinnerte, doch einfach zu genießen – kann ich das bitte als Erinnerung für Zuhause haben? Da es keine nachfolgenden Gäste gab, konnten wir noch in aller Ruhe  und unsere Siebensachen packen bevor wir uns auf den Weg Richtung Heimat machten.

Wir kommen wieder!

Lasst es euch gut gehen,

Sie

 

6 Replies to “Genießen oder Auszeit mit Hund an der holländischen Nordseeküste”

  1. Wir sind mindestens einmal im Jahr in Holland, immer mit Hund und immer in Strandnähe
    Von Cadzand bis De Cocksdorp auf Texel (sind letzten Freitag von dort zurück) haben wir es immer genossen und selten mehr als 1 Tag Regen!
    https://jamiehbjusttalkaboutit.wordpress.com/
    Die Tage werde ich noch die Bilder von Texel im Blog veröffentlichen, da oben hatte ich kein Zeit, i h musste einfach die Auszeit genießen 🙂

  2. Hallo, was für ein schöner Artikel. Wir sind auch gern in Holland, dieses Jahr zweimal, einmal in Amsterdam, einmal in der Nähe von Leiden. Auch mit Hund haben wir uns immer willkommene gefühlt! Sogar in der Großstadt Amsterdam, in der die Uhren etwas langsamer gehen und die meisten Menschen sehr entspannt sind. Holland muss mindestens einmal im Jahr sein!

    1. In die Großstadt habe ich mich mit den beiden Rabauken noch nicht getraut, aber Holland muss definitiv mindestens einmal im Jahr sein! Deswegen haben wir dem Meer letzten Samstag noch einmal einen Kurzbesuch abgestattet. Vielleicht sehen wir uns ja mal am holländischen Strand.

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