Es war früh am Morgen. Die Nebelschwaden zogen durchs Tal und gaben der Sonne keine Gelegenheit, die Nacht zu vertreiben. Ein letztes Mal streckte er sich, bevor er in sein Geschirr schlüpfte. Draußen empfing ihn Nieselregen. Winzige Sprühtropfen, die ihm die Sicht erschwerten. Sie schnaufte. Er wusste genau, wie sehr sie dieses Wetter hasste. Sie hatte die Kapuze bis tief ins Gesicht gezogen und stapfte missmutig den schmalen Weg entlang. Er traute sich kaum, stehen zu bleiben und zu schnüffeln sondern folgte ihr brav. Zwei Mal bogen sie ums Eck. Würden sie etwa? Tatsächlich. Seine Stimmung hob sich merklich. Sein Schritt wurde schneller und er merkte, wie sich auch ihre Laune besserte. Noch schnell die Straße überqueren, ein paar Meter am Bächlein entlang, den schmalen Weg am Zaun und er blieb stehen. Hörte das vertraute, leise Klicken des Karabiners und schaute sie an. ‘Lauf’ sagte sie und sie kletterten gemeinsam den Hügel hinauf in den Wald. Hier war der Nieselregen nicht mehr ganz so schlimm. Die schlechte Laune und die To-Do-Liste ließen sie unten zurück. Das Moos und die Nadeln am Boden dämpften die Schritte der schweren Wanderstiefel.

Oben angekommen, hielten sie einen kurzen Moment inne, um den Blick auf ihr Dorf zu genießen. Er spürte die Müdigkeit in seinen Knochen und atmete tief durch. Es war viel gewesen in den letzten Wochen. So sehr sie sich auch bemüht hatte, den Stress und den Lärm um sie herum hatte sie nicht abschirmen können. Umso wohler tat ihnen die würzige Waldluft, die sämtliche Geräusche in weiche Watte hüllte und sie so zur Ruhe kommen ließ.

Hier und da blieb sie stehen, hob kleine Tannenzapfen auf und steckte sie in ihre Jackentasche. Die meiste Deko zuhause war bereits aufgestellt, die ein oder andere Kleinigkeit fehlte ihnen noch. Abends, wenn es bereits dunkel war und er sein Abendessen schon gegessen hatte, ging sie eine Runde durchs Haus, schaltete die Lichter an und entzündete die Kerze mit dem Winterduft, bevor sie sich gemeinsam auf der Couch zusammen rollten. Heute aber sollte alles perfekt sein. Seine hübsche Freundin würde aus dem Urlaub zurück kommen und sollte sehen, wie viel Mühe sie sich mit den Weihnachtsvorbereitungen gegeben hatten. Einen perfekten Stock hatte er schon nach Hause getragen, nun fehlten noch ein paar Tannenzapfen und -zweige.

An der großen Wiese ließ sie ihn absitzen. Was sollte das denn jetzt? Doch sie hatte eine Überraschung für ihn! Aus der Jackentasche zauberte sie den Futterbeutel. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie ihn eingepackt hatte. Lustig flog der einige Male über die Wiese, er hinterher, ganz ohne Kommandos. Immer wieder ließ sie ihn Pause machen. Ganz war ihm nicht klar, warum. Aber dann! Sie ließ ihn heute schwieriges Terrain arbeiten. Das liebte er am allermeisten. Glücklich arbeitete er Dummy für Dummy, bis er plötzlich etwas außergewöhnliches entdeckte.

Ein Weihnachtsbaum! Nein, sogar zwei! Mitten im Wald! Geschmückt und herausgeputzt. Sie trauten ihren Augen nicht. An einem hingen sogar liebevoll gebundene kleine Tütchen zum Mitnehmen. Sie überlegte kurz. Traute sich. Band eine los und steckte sie zu den anderen Schätzen, die sie auf dem Weg aufgesammelt hatte.

Zufrieden und beschwingt traten sie den Heimweg an. Der Pfad zurück zur Hauptstraße war völlig durchweicht und steil. Sie tat sich schwer über die Wurzeln und auf den nassen Steinen. Er bot an, ihr den Futterbeutel abzunehmen und trug ihn nach Hause. Natürlich wusste er, dass die Herzen der vorbeilaufenden Passanten diesem Anblick nicht widerstehen könnten.

Ein paar geschmolzene Herzen später waren sie zuhause angekommen. Sie zog ihm das Geschirr aus und nahm die Schätze aus ihrer Jackentasche. Aufgeregt liefen sie nach oben, um das Tütchen zu öffnen. Was mochte wohl darin versteckt sein? Plätzchen? Salzteig? Eine besondere Leckerei für ihn? Die Verpackung verriet nichts. Zuerst das Plastik entfernen, dann das kleine Tütchen aus Butterbrotpapier, verziert mit einer kleinen goldenen Schleife – und dann? Weihnachtsdeko! Eine kleine Tüte Weihnachten. Ein Random Act of Kindness! Für sie! Sie freute sich sehr. Die Kleinigkeiten würden die bestehende Dekoration perfekt ergänzen!

Begeistert machten sie sich ans Werk. Der Enden des perfekten Stocks wurden mit Paketschnur umwickelt und Kugeln daran aufgehängt. Der selbst bemalte Elchkopf und Lolita durften die Weihnachtsmütze tragen und der Elch sogar die besondere katarische Glaskugel.

Als es dunkel wurde, probierten sie die Beleuchtung aus. Zufrieden rollte er sich auf dem Palettenbett zusammen. Nun war das Haus bereit und er freute sich auf seine hübsche Freundin. Gemeinsam würden sie noch Kekse backen und die an Hundefreunde im Ort verteilen, sich dann auf ein besinnliches Weihnachtsfest vorbereiten und einfach nur genießen.

Und genau so ein besinnliches Weihnachtsfest wünschen wir euch jetzt auch. Lasst es euch gut gehen, genießt die Zeit mit euren Lieben und den Rabauken und vergesst den Streß und Ärger.

Kisses, Buddy

1 Reply to “Eine Tüte Weihnachten oder Random Acts of Kindness returned”

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