Vor kurzem war ich auf dem Traumaseminar von Robert Mehl. Und anschließend sehr begeistert. So begeistert, dass ich am nächsten Morgen beim Frühstück mit den Hundephysios sofort davon erzählen musste. Über Hölzchen und Stöckchen kam die Runde so auf eine bevorstehende Veranstaltung bei uns in Köln – Masih Samin, der Hundeverhaltenstherapeut, sollte im Gloria-Theater auftreten. Ich hatte die Werbung auf Facebook gesehen, aber sonst noch nicht von ihm gehört. Vielleicht, weil ich es nicht mag, wenn jemand “Hundeflüsterer” heißt. Die Kollegin dagegen hatte von ihm gehört. Und überlegt, hin zu gehen. Zum Training, nicht zur Show. Schnell war der Entschluss gefasst – wir gehen zusammen. Zur Show. Und dann sehen wir weiter.

Wie war’s? Zuerst einmal ausverkauft. Seine erste Bühnenshow. Nicht schlecht. Zeigt es doch, wie groß der Bedarf ist. Oder die Verunsicherung beim Hundehalter. Die Sehnsucht nach Lösungen und Anleitung.

Zu Beginn der Show stellte sich Masih dem Publikum vor. Viel ist er herum gekommen: Afghanistan, Pakistan , Russland, Deutschland. Aufgewachsen in einer Welt, in der der Hund nicht unbedingt Haustier ist, mit gehörigem Respekt und Faszination vor dem Tier und großem Herzen. Endlich alt genug für eigene Verantwortung dauerte es nicht lange, bis sein erster Hund Liesl bei ihm einzog. Und weitere Hundebekanntschaften mit sich brachte. Mehr und mehr andere Rabauken gesellten sich zu ihm und seinen Runden, schnell war er bekannt als der mit dem die Hunde gerne gehen – auch die, die sich sonst nicht gerne von Fremden bewegen lassen.

Der Hund an sich interessierte ihn. Er wollte mehr wissen. Studierte in Limburg an der Lahn Hundeverhaltenspsychologie. Therapierte erfolgreich. Bis, ja, bis Mädchen in sein Leben kam. Eine Kangal. Seine große Herausforderung. Seine Lehrmeisterin. Seine bisherigen Ansätze fruchteten nicht im Versuch, aus ihr eine gute Begleiterin zu machen. Sie ließ sich nicht trainieren. Sie forderte ihn heraus, brachte ihn zum Verzweifeln. Anschließend zum Nachdenken. Zum Umdenken. Auf neue Ansätze und neue Ideen.

Wie schwach muss ich sein, wenn mein Hund mich beeinflussen kann, ich aber nicht meinen Hund? [Masih Samin]

Er schrieb sich eine Liste. Experimentierte, wie sein eigenes Verhalten das Verhalten des Hundes beeinflusste. Wuchs daran. Wuchs mit Mädchen zum Team heran. Und entwickelte schließlich den 3-Schritte-Plan, den er so noch heute befolgt:

  1. Ruhe bewahren

  2. Visualisieren

  3. Umsetzen

Klingt einfach. Erst einmal. Erst beim genaueren Betrachten wird klar: Ist es nicht. Wie bewahre ich Ruhe? Was gehört genau dazu? Auf unterhaltsame Weise und mit diversen eingespielten Videosequenzen erklärte und untermauerte Masih, was er meint. Dass man vorbereitet sein muss, planen, bevor es an die Vorstellung geht, wie ich aussehen werde mit lockerer Leine und entspannten Schultern und Hund. Wie fühlt sich das an wenn ich mich so sehe? Und was muss ich dafür tun? Erst dann kann es losgehen, erst dann kann ich umsetzen. Masih geht auf im Training mit dem Mensch, das es nun mal meistens ist. Ist mit Leidenschaft und Herzblut dabei. Sagt auch die Dinge, die man nicht hören will. Weil die oft nötig sind, zum Verstehen und Umdenken. Und sieht dabei fast aus wie ein Tänzer, während er erklärt – ich musste an Michael Jackson denken. Dem Hund gegenüber jedoch ist er ruhig. Weil er sich beschäftigt hat mit dem Tier. Mit seiner Kultur und Sprache. Und auch uns allen genau das ans Herz legt: Beschäftige dich. Mit der Kommunikation des Hundes. Mindestens mit den hündischen Höflichkeiten, dem Ausdrucksverhalten des Hundes. Damit du verstehst, wann er höflich zu dir ist. Und daraus resultierend auch, wann nicht. Oder zumindest nicht mehr lang.

Beschäftige dich aber auch mit deiner eigenen Kommunikation. Verbal und non-verbal. Sei klar, respektvoll und ruhig. Gib dem Hund eine Chance, zu verstehen, was du möchtest. Fordere niemals ein Verhalten, dass du ihm nicht beigebracht hast.

Wir fordern nie vom Hund, was wir ihm nicht beigebracht haben. [Masih Samin]

Besonders gut gefallen hat mir dabei der Vergleich mit einer fremden Kultur. Offen an den Hund heran zu gehen, sich einzulassen, von und mit ihm zu lernen, sich gegenseitig auszutauschen und kennenlernen – diesen Gedanken finde ich wunderschön.

Ebenso gut gefallen hat mir jedoch auch die von der Show eigentlich völlig unabhängige und für die erste Vorstellung sicherlich besonders tatkräftige Unterstützung seiner Familie. Toll war es, zu erleben, wie stolz sie sind auf das, was er erreicht hat. Obwohl es kein Recht und keine Wirtschaft ist. Rührend, die Geschichte seiner Mutter zu hören, die ihn unter dem schwarzen Umhang vor fremden Hunden in Sicherheit gebracht hat. Und wunderschön, zu sehen, wie diese Unterstützung beflügelt, einen Weg zu gehen, der so abseits ist von dem, was eigentlich vorgesehen wäre.

Eines ist jedoch klar – vorgestanzte Lösungen und fertige Anleitungen gibt es auch bei Masih nicht. Glücklicherweise. Dafür gibt es genau das, was meiner Meinung nach einzig und allein und auf lange Sicht zum Erfolg führen kann: Ein Vorbild, der den Zuschauer ermutigt, sich Gedanken zu machen um das Lebewesen, das bei und mit ihm lebt. Der anregt, Ursachen zu beheben anstelle Symptome zu bekämpfen. Anregungen, Erfahrung und sehr viel Wissen mitbringt, jedoch auch klarstellt, dass jedes Wesen individuell ist und es daher auch verdient, dass individuell darauf eingegangen wird. Und letztendlich am Beispiel seinen eigenen Hundes Mädchen zeigt, dass (wenn auch mit viel Arbeit und Geduld) auch das unmöglich geglaubte möglich werden kann. Ganz ohne Hundeflüsterei.

Lasst es euch gut gehen.

Sie

2 Replies to “Der 3-Schritte-Plan oder Masih Samin – Sitz! Platz! Vielleicht?”

  1. Nach 45 Jahren Hundehalterin (das Wort widerstrebt mir) HundeVerliebte (besser!?) weiß ich nur eins. Liebe! Liebe! Liebe!
    Liebe deinen Hund und er liebt dich wieder und erfüllt dir jeden Wunsch ♥
    Liebe Grüße von den Bees Budy und Brigitte

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