Eines kommt uns sofort in den Sinn, wenn wir an Slowenien denken: Zu wenig. Zu wenig Zeit nämlich, und zwar viel zu wenig. Oder zu schlechtes Wetter. War das doch der Grund, warum wir trotz einer weiteren Woche Urlaub überstürzt unsere Zelte abgebrochen und die Reise in sonnigere Gefilde – ja, tatsächlich, Deutschland! – angetreten haben. Aber der Reihe nach.

Nach ausgedehnter, sehr entspannter Anreise über den Chiemsee und Graz sind wir schließlich in Slowenien angelangt. Ganz ohne Plan. Was nun aber genau der Plan war. Das Wetter hat uns mit vorgegeben, wohin sich die Fahrt überhaupt lohnen könnte. Die Kombination aus geliehenem Wohnmobil, erster Fahrt und aufgeweichten Campingwiesen? Keine gute. Horrorszenarien von festgefahrenen Mobilen vor lachenden Profi-Campergemeinden drängten sich auf. Kürzlich erworbene Stellplatzführer listen lediglich eine geringe Anzahl an Campingplätzen im Land, Ausweichmöglichkeiten sind somit kaum gegeben. Also ran an die Wetterapp, kurzer Abgleich mit dem Traumziel im Geiste, weiter in die Beschreibung des Platzes – Schotter? – Alles gut. Es kann los gehen.

Über Maribor haben wir uns ohne weiteren Zwischenstopp direkt auf den Weg in den Süden an die Kolpa gemacht. Den Tipp haben wir von wiederunterwegs. So toll war die Gegend beschrieben, dass sie schnell auf die ‘Must see’-Liste (natürlich, eine Liste, was sonst?) kam. Trotz unseres permanenten Beschwerens über den Dauerregen hatten wir nicht im geringsten damit gerechnet, was uns dort erwarten würde: Der Fluß war weit über die Ufer getreten. Auch wenn dadurch Spazierwege und Toilettenhäuschen nicht benutzbar waren, luden uns die Sonne und der dennoch herrliche Platz ein, zu bleiben. Nach einem kurzen Test der Wiese – ihr erinnert euch, die Horrorszenarien? – parkten wir das weiße Ungetüm und machten uns auf den Weg zum ersten Abendspaziergang. Für unseren Mut wurden wir belohnt mit herrlichstem Licht zwischen Maisfeldern und großen Pfützen, in denen wir nach Herzenslust toben konnten.

Unser einzig fixes Ziel im ganzen Urlaub stand uns für den nächsten Tag bevor: Wir wollten uns mit unserer ehemaligen Mitbewohnerin aus Doha in Piran treffen. Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter. Die Küstenregion war die einzige, für die die nächsten Tage nicht Regen, sondern zumindest ein klitzekleines bisschen Sonnenschein angesagt war. Auch in dieser Gegend sind Campingplätze eher spärlich vorhanden. Ein großer Platz mit Tamtam und Entertainment schied für uns aus, daher suchten wir einen kleinen in der Marina von Portoroz. Nichts weiter ausser Raum und Strom, dafür direkt am Meer. Wir liefen abends über die Marina. Gruselig, diese verdammten Boote, mit ihrem Bewege, Geleuchte und Geknarze! Das Meer rief, der Regen konnte uns doch nicht ganz alleine lassen, wir liefen die Promenade entlang und ich konnte mich nicht entscheiden zwischen all den Eindrücken – alte, gute Freunde, neue, liebgewonnene Begleitungen, Wasser von allen Seiten, Hunde, Kinder, Beach Bar, Hunger. Geduldig warteten wir beim Restaurant während sie aßen. Zurück war das ganze noch gruseliger, das Meer noch näher, die Versuchung noch größer, die Promenade noch rutschiger, der Regen heftiger. Diese Nacht haben wir gut geschlafen! Wie gut, dass wir am nächsten Tag einfach nur blieben. Kein Geräume, kein Packen, kein Anschnallen und los, einfach frühstücken, Zeit verbringen, sein. Meer, Quatsch, Fotos, perfekt!

Dann wurde ihr Abenteuergeist jedoch wieder aufgeregt. So lange hatte sie sich schon auf das smaragdgrüne Wasser und das Wandern im Soca-Tal gefreut, dass sie nicht länger warten konnte. Ihr ahnt es – ein kurzer Blick auf das Wetter verriet: Der Weg ist frei. Wieder wurde sich kurz über den möglichen Campingplatz ausgetauscht. Klar war auch hier: Wir bleiben auf jeden Fall eine zweite Nacht. Ziel der Reise war diesmal Bovec. In unseren dortigen Campingplatz war sie direkt ein wenig verliebt, bereits an der Anmeldung war alles entspannt: ‘Wenn wir nicht da sind, macht es euch schon mal gemütlich und kommt später wieder.’ Sie waren nicht da, wir machten es uns gemütlich und gingen spazieren. Zuerst war sie entsetzt – direkt an der Hauptverkehrsstraße gelegen kamen uns auf dem einzig möglichen Ausweichpfad einige Hunde entgegen. Sofort waren der Streß und die Angst vor der Hundeautobahn ähnlich der in unserem Ort präsent. Beruhige dich, wir sind im Urlaub! Nach einer unschönen Begegnung mit einem freilaufenden Hofhund (keine Sorge, nichts passiert, er wartete nur hinter der Ecke versteckt auf uns und es gab eine Menge Getose und Gewirr der Leinen) entschieden wir dennoch, dass es für heute genug sei. Unsere Kräfte brauchten wir schließlich noch für den Soca Trail.

Dorthin brachen wir am nächsten Tag auf. Eigentlich hat der Trail lediglich eine Gesamtlänge von etwas über 20 km, dennoch wird überall empfohlen, ihn nicht an einem Stück zu gehen. An diese Empfehlung haben wir uns gehalten und es hat sich als richtig heraus gestellt. Nicht, weil wir schon genug gesehen hätten, ganz im Gegenteil, einfach deshalb, weil wir gefühlte Ewigkeiten unterwegs waren. Der Weg war teilweise sehr schmal, wir das erste Mal in der Kombination Schleppleine für mich und Hiking-Gurt für meine hübsche Freundin unterwegs. Abrupt beendet wurde unser Abenteuer an einer Hängebrücke, die nur über Steine und Klettern erreichbar war. Bevor ihr lacht – nicht, dass wir uns nicht getraut hätten! Sämtliche vorherige Brücken haben wir mit Bravour bezwungen. ABER: Wo man drüber klettert, muss man auch wieder zurück. Und ihr wisst ja, ganz hundertprozentig fit bin ich nicht. Daher entschieden wir, dass die Strecke hier für uns zu Ende sein sollte und legten stattdessen eine Pause mit Spielen, Behelfsdummytraining und Toben ein.

Wieder zurück am Camp ließen wir den Abend müde und erschöpft gemeinsam ausklingen. Von der extrem riesigen und lecker riechenden Pizza haben wir allerdings nichts abbekommen.

Natürlich ist unsere Reise hier noch nicht zu Ende. Wie es am Boka-Wasserfall war, wo wir noch gelandet sind, wie ich mich für die nicht erhaltene Pizza gerächt habe und der Urlaub geendet hat, das berichten wir euch in Kürze.

Bis dahin.

Kisses, Buddy.

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