Ein ganz normaler Morgen. Der Wecker klingelt, ich kann die Augen kaum öffnen und drücke den Snooze-Knopf. Wenige Augenblicke später höre ich seine Pfoten auf dem Holzboden tapsen. In Gedanken zähle ich die Sekunden, bevor das schwanzwedelnde blonde Etwas vor mir steht und mir die Nase ins Gesicht drückt. Ich rutsche zur Seite und erlaube ihm, aufs Bett zu kommen. Alleine schafft er das nicht, weshalb ich ihm ein wenig helfe. Direkt schmiegt er sich eng an mich, auf dem Rücken liegend, alle Viere von sich gestreckt, und genießt die Streicheleinheiten.

Ich stehe im Bad und föhne mir die Haare. Während ich vor mich hin denke, nehme ich auf einmal im Augenwinkel einen Schatten wahr. Heimlich schleicht er sich neben mich und legt sich an meine Füße.

In der Küche bereite ich mir mein Frühstück zu. Koche Wasser, mahle Kaffee und schneide Obst. Plötzlich lugt ein vertrautes Gesicht um die Ecke. Ich streichle ihm beiläufig über den Kopf. In strategisch günstiger Lage legt er sich ab. Als es ihm zu langweilig wird, holt er sich ein Spielzeug aus seinem Korb. Ich muss lächeln. Er schnickt es, wirft es, duckt sich, läuft los. Seine staksigen Hinterbeine wirbeln ungelenk durch die Luft.

Ein Behandlungszimmer beim Tierarzt. Gangbild, Betrachtung der Röntgenaufnahmen, Triggerpunktuntersuchung. Es ist eindeutig klar – er hat Schmerzen. Ich tue, was ich kann. Habe mich ausbilden lassen zur Hundephysiotherapeutin, massiere, trainiere und behandle ihn, wann auch immer die Zeit es zulässt. Dennoch hat er Schmerzen. Die Ärztin ist irritiert: Warum bin ich so gereizt? Warum habe ich so ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber? Als sie mich damit konfrontiert und ich meine Hilflosigkeit eingestehe, kommen mir die Tränen. Direkt fängt er an, im Zimmer herum zu kaspern. Stupst uns an, versucht etwas zu finden, was er herumschleudern kann. Trotz der Tränen muss ich lachen. Die Ärztin auch. Sie sagt: “Nehmen Sie das an. Von seiner Lebensfreude kann man sich etwas abschneiden.”

Sonntagabend. Während der Rest der Welt beim Tatort sitzt, laufen wir ans Ufer des Flusses. Ich habe nur die Retrieverleine vom Haken genommen und er weiß sofort, was ansteht. Trotz seiner Erwartungshaltung ist er wie ausgewechselt. Aus dem aufgeregten, unkonzentrierten Hibbel wird ein brav bei Fuß laufender Rabauke im Arbeitsmodus. Wir laufen zur Schwimmstelle. Er setzt sich ab. Wartet. Das Schwimmspielzeug fliegt. Er dreht sich um, stürzt sich in die Fluten. Wieder wirbeln die Hinterbeine wild durch Luft. Ohne das Spielzeug kommt er nicht zurück. Die ersten beiden Male legt er es mir noch vor die Füße, obwohl er weiß, dass ich es so nicht akzeptieren werde. Als ich den Kopf schüttle, hebt er es auf und legt es mir sanft in die geöffnete Hand. Seine Erwartung macht es ihm fast unmöglich, sich hinzusetzen. Vorfreude lässt den ganzen Hund vibrieren. Das Glück strahlt förmlich aus jeder einzelnen Pore. Das Spielzeug fliegt…

Erwartung

Eva von Undercover Labrador hat zur Blogparade aufgerufen:

Man bekommt den Hund, den man braucht. Welchen habt ihr bekommen?

Kann ich ihn an einem Wort festmachen? Nein. Ihn Herzenshund zu nennen, finde ich irgendwie ungerecht. Ungerecht gegenüber meinem allerersten Hund. Meinem heutigen zweiten. Im Herzen sind sie ja irgendwie alle. Aber Buddy? Er ist besonders. Er weiß irgendwie genau, was mir gerade gut tut. Seine Art und Weise liegt mir einfach. Seine Schwächen kann ich ihm ganz schnell verzeihen, weil er mich ruck-zuck wieder zum Lachen bringt. Bin ich krank, ist er bei mir. Bin ich traurig, bringt er mich zum Lachen. Bin ich genervt, hält er sich zurück. Um es kurz zu machen: Er macht mich einfach glücklich. Natürlich weiß ich, dass der Beweggrund hinter vieler seiner Aktionen eher der eigene Vorteil ist, dennoch hat er ein unglaubliches Talent, es mir als für mich zu verkaufen.

Gleichzeitig ist er für jeden Spaß zu haben. Meine ungelenken Übungen zu Beginn der Physioausbildung ließ er geduldig über sich ergehen, genauso, wie jede Behandlung, die uns einfiel. Den Wagen, den ich zum Wanderurlaub für ihn organisiert habe, nimmt er genauso begeistert an wie mein selbst genähtes Spielzeug oder Hundebett. Ich habe das Gefühl, er hat so viel Spaß an unseren Unternehmungen und meinen wilden Ideen wie ich auch. Das macht uns zu einem tollen Team.

Natürlich nervt er mich auch manchmal. Wenn er zappelt, geistig überall außer bei mir ist, oder wenn mich sein nicht fit sein überfordert. Wenn er sich nicht behandeln lässt, obwohl ich weiß, dass es ihm danach besser gehen würde. Aber ich bin mir sicher, dass auch ich ihm manchmal ganz schön auf den Nerv gehe.

Letztendlich bin ich auch nur über ihn zum Bloggen und zur Physiotherapieausbildung gekommen. Das wiederum hat mir nicht nur neue Hobbies, sondern auch eine ganze Menge unglaublich netter Menschen und Erfahrungen beschert, für die ich einfach nur dankbar bin.

So gibt mir der Hund, den ich brauche gleichzeitig noch viele weitere Dinge im Leben, die ich genauso brauche, wie ihn auch.

Wie ist das bei euch? Was habt ihr für einen Hund bekommen?

Lasst es euch gut gehen.

Sie

 

0 Replies to “Ich lass Konfetti für dich regnen oder der Hund, den ich brauche”

  1. Ich sage immer man bekommt nie den Hund den man will, man bekommt immer den Hund den man braucht. Und genau so ist es bei meinen beiden auch. <3 Wir sind vielleicht nicht perfekt aber dafür einzigartig und wir haben großen Spaß dabei!

  2. Auch mich hat dein Beitrag sehr gerührt – nicht zuletzt auch deshalb, weil es mir mit meiner Dackeldame ähnlich geht wie dir mit Buddy.
    Auf dass wir unsere Begleiter noch lange an unserer Seite haben!
    Liebe Grüße ?

  3. Buddy ist genau der Hund, der zu dir passt. Er kennt dich besser als du dich selbst – und er weiß genau wie er dich glücklich macht. Ein so schöner Beitrag und ich glaube irgendwie geht es uns alles gleich.
    Wir haben eine total durchgeknallte Hündin, sie treibt einen zur Weißglut und im nächsten Moment ist sie das niedlichste, kuscheligste Etwas das man kennt.
    Es ist einfach schön zu lesen, dass es anderen Zwei und Vierbeinern genauso geht 🙂

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