Schon wieder ein von Anwolf inspirierter Text – man sollte meinen, wir tun nichts anderes, als ihren Blog zu lesen. Tatsächlich ist es natürlich eher so, dass uns wohl die gleichen Dinge beschäftigen.

In ihrer ersten Blogparade geht es um das Thema Heimat und woran man denkt, wenn man an Heimat denkt. Ein leidiges Thema für uns. Es hat uns lange beschäftigt. Lange auch eher mit einem traurigen Beigeschmack.

Man sollte meinen, dass es für uns Rabauken gar nicht so schwierig ist. Für uns ist es normal, dass wir nur kurz eine Heimat haben, bevor dann nach einigen Wochen, Monaten oder Jahren DER Mensch für uns kommt und wir mit ihm ziehen. Home is where the food is….

HomeIsWhereTheFoodIs

Meine ursprüngliche Heimat kennt sie nicht. Als sie und ich uns getroffen haben, waren wir beide nicht zuhause, zumindest war es nicht unser Herkunftsort. Gemeinsam haben wir uns das Fremde zum Zuhause gemacht. Sind los gezogen, haben Winkel um Winkel erkundet und uns dadurch immer mehr heimisch gefühlt.

Gleichzeitig war sie permanent unterwegs. Ohne mich, ohne uns. Und so sehr sie es geliebt hat, Neues, Fremdes, Unbekanntes zu entdecken, so sehr hat sie sich gefreut, wieder zu uns zurück zu kommen – home is where the dogs are. Sicher war sie sich, dass sie glücklich und zufrieden sein kann, wo immer wir zusammen sind.

Bis wir wieder ‘zurück’ gekommen sind. In das alte Land und ihre alte Heimat. Nicht ganz. Aber zumindest in die Nähe. Aus eigener Sicherheit. Ganz ‘zurück’ wollte sie nämlich nicht, nicht wieder zurück auf allen Ebenen. Auf das, was sie erlebt hat, war sie stolz, das wollte sie nicht wieder verlieren. ‘Zurück’ war auch nur als Übergangslösung gedacht, immer in der Nähe des Flughafens, bloß nicht gefangen in alt, verstaubt, zurückgelassen. Home is wherever you are.

Zu schwierig sollte es dennoch nicht sein. Nicht für sie und nicht für uns. Die Vertrautheit des bekannten Systems sollte uns Sicherheit geben.

Wir fühlten uns gar nicht sicher. Wir kannten nichts. Keine Gehwege, keine anderen Rabauken an Leinen permanent um uns herum, kein Gras, keine Kuh, kein Pferd, keine Passanten. Autofahrer, die nach dem Weg fragten, haben wir verscheucht. Alte Damen, die uns angesprochen haben, haben wir verbellt. Alles war fremd in ihrer alten Vertrautheit. Dazu kam die Einsamkeit. Das Vermissen. Eingeengt in der Starrheit des neuen Ortes ohne Sand unter den Füßen und Meereswind zum Kopffreiwehen. Unterwegs war nicht mehr so einfach, schnell haben sich außerdem die alten Fußfesseln aus Wertvorstellungen, Kultur und Gewohnheit um die Beine gelegt. Eingerostet waren wir, the dogs nicht mehr home, sondern Hindernis.

Wieder ein neuer Ort musste her. Weltoffener, netter, freier. Koffer gepackt und ab. So einfach ist es aber nun nicht. Kein Weg und Gesicht war mehr bekannt, keiner wusste mehr, wohin. Meine hübsche Freundin hat gelitten, wochenlang hat sie unter dem Bett gelegen. Bekannte Gefilde für die Sicherheit waren zu weit weg. Müde waren wir.

Heimat fühlte sich an wie dort, wo wir nicht sind.

Auf einmal hat das Wort für uns eine ganz neue Bedeutung bekommen. Wir wollten ankommen. Irgendwo nicht nur zuhause sein sondern uns zuhause fühlen. Mit allem drum und dran. Ohne Navi zum Einkaufen. Unüberfüllte Spazierwege kennen, wenn der Standard von der Es-ist-Sonntag-ich-geh-mal-raus-Stampede übervölkert wird. Rabaukenfreunde für uns, mit denen wir uns verabreden können. Geheime Spazierwege, auf denen wir ungestört toben können.

Das alles braucht Zeit. Und Geduld. Und Energie, um Winkel für Winkel zu erkunden.

Nun genießen wir die Ausflüge in ihre alte Heimat. Die wirkliche alte Heimat. In der sie sich auskennt. In der wir alte Wege wieder entdecken können und sie die neu genießen. Auf einmal ist alt gar nicht mehr verstaubt, weil dort das Leben auch weiter geht. Und Dinge sich verändern.

Diese Heimat hält sie im Herzen. Zurück will sie trotzdem nicht mehr. Weil sie nun auch erlebt hat, dass man eben auch im Fremden, Unbekannten ankommen kann. Manchmal spontan weil es klickt, manchmal erst nach ein wenig Arbeit.

Gelernt haben wir, dass Heimat tatsächlich ein Gefühl ist. Das sich verändern kann. Und dass unterwegs einfacher ist, wenn es auch zuhause gibt. Ob nun zuhause oder unterwegs – wir sind auf jeden Fall dabei und erkunden mit.

Home is where the dogs are.

Kisses, Buddy

 

 

0 Replies to “Home is where the food is oder Heimat und was das bedeutet”

  1. Vielen Dank, dass du dich meiner “Heimatsuche” angeschlossen hast. Wow, was ihr schon alles gemeinsam erlebt habt! Und die Suche nach “dem” Ort immer dabei… Ja, ich denke auch, uns beschäftigen die gleichen Dinge ? Der Satz: “Unterwegs ist einfacher, wenn es auch zu Hause gibt” kann ich nur unterschreiben. Das habe ich auch von Bobby gelernt. Ich habe mir übrigens die Fotos mehrfach angeschaut, um herauszufinden, wo die aufgenommen sind, wo ihr schon überall zu Hause ward. Ich muss deinen Blog noch mal durchforsten…
    Liebe Grüße von Andrea

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